Onlinehandel wächst - Ausland profitiert

(c) REUTERS (RICK WILKING)
  • Drucken

Um 5,9 Mrd. Euro haben die Österreicher 2013 online eingekauft, zur Hälfte allerdings bei ausländischen Firmen. Die österreichischen Händler darben unter Abgaben, die Amazon nicht bezahlen müsse, kritisieren Branchenvertreter.

Wien. Am Internet führt für den Handel kein Weg vorbei. Dort liegen die Chancen für Wachstum. Das hat mittlerweile zumindest ein Teil der heimischen Händler begriffen und den Weg in die Digitalisierung eingeschlagen. Doch dieser ist steiniger als gedacht.

Der österreichische Handel hat vergangenes Jahr 54,4 Mrd. Euro eingenommen. Das ist ein realer Umsatzrückgang von knapp einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsätze im Onlinehandel hingegen wachsen jedes Jahr kräftig. Mittlerweile kaufen 3,7 Millionen Österreicher im Internet ein und haben dabei im Jahr 2013 laut KMU-Forschung Austria 5,9 Mrd. Euro ausgegeben. 2006 waren es noch 1,5 Mrd. Euro.

Der Umsatz des Onlinehandels hat sich also in acht Jahren vervierfacht. Das Problem ist nur: Die Hälfte der Online–Umsätze fließt in das Ausland. An diesem Umstand hat sich – trotz des auch für die heimischen Händler wachsenden Online-Umsatzkuchens – seit 2006 nichts verändert.

Hemmnisse für Kleinbetriebe

Umgekehrt schaffen es nur neun Prozent der österreichischen Händler, ihr Onlinegeschäft in das Ausland auszuweiten. Insgesamt sind 19 Prozent im Onlinehandel aktiv. Warum es nicht mehr sind, erklärt Klaus Gittenberger von der KMU-Forschung mit der hierzulande typischen Unternehmensstruktur der Klein- und Kleinstunternehmen – diese machen im Handel 90 Prozent der Unternehmen aus. Im Internethandel mischen aber überwiegend die Großen mit – 90 Prozent von ihnen sind online aktiv, aber nur 18 Prozent der kleinen Händler.

Den Einstieg in den Onlinehandel müsse man sich erst einmal leisten können, er sei teuer und personalintensiv. Dazu kämen noch – wie Elektrohandelsobmann Wolfgang Krejcik kritisiert – nationale Hemmnisse, die es unmöglich machen würden, preislich mit der Konkurrenz (Amazon) mitzuhalten. So werde etwa die Urheberrechtsabgabe von ausländischen Händlern nicht bezahlt, dasselbe gelte für Abgaben für die Verschrottung von Altgeräten. „Ausländische Händler partizipieren an einem System, in das sie nichts einzahlen“, kritisiert Handel-Spartenobfrau Bettina Lorentschitsch und plädiert für Chancengleichheit. Die Idee des freien Warenverkehrs sei in der Politik offenbar noch nicht angekommen.

Lorentschitsch reagierte auch auf die Äußerung von Thalia-Österreich-Chef Josef Pretzl, der in einem Interview mit der „Presse“ kritisierte, dass der österreichische Buchhandel die Digitalisierung größtenteils verschlafen habe. Daran sei auch die WKO nicht unschuldig, meint er. „Wenn 70 Prozent aller heimischen Händler eine Website betreiben, kann man nicht von ,verschlafen' sprechen“, kontert Lorentschitsch. (es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Online-Handel: Österreicher kaufen zur Hälfte im Ausland

Handelsobfrau Lorentschitsch fordert gleiche Rahmenbedingungen zwischen den Ländern. Der Online-Umsatz legte seit 2010 um ein Drittel zu.
Österreich

Bereits jeder zweite Österreicher kauft auch im Internet

Am beliebstesten sind im Web Urlaubsbuchung und Bücherkauf. Bei Autos und Medikamenten zeigen sich die Österreicher am konservativsten.
International

Online-Handel: Ware zurückschicken wird komplizierter

Ab Mitte Juni tritt die neue EU-Richtlinie über die Verbraucherrechte in Kraft. Dann wird die einfache Rücksendung nicht mehr ausreichen.
Gerrit Heinemann
New Articles

"Amazon denkt sich: 'Fuck the Germans' "

In drei Jahren werden Roboter ins Zentrallager des Konzerns einziehen, sagt Handelsexperte Gerrit Heinemann. Und erklärt, warum der Internetkauf bei Lebensmitteln ein Nischengeschäft bleiben wird.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.