Lagarde will nicht nach Brüssel: "Habe schon einen Job"

IWF-Chefin Christine Lagarde beteuert, ihren Job behalten zu wollenob behalten zu wollen
IWF-Chefin Christine Lagarde beteuert, ihren Job behalten zu wollenob behalten zu wollenReuters
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Die IWF-Chefin war zuletzt immer wieder als mögliche Kandidatin für den Posten des neuen Kommissionspräsidenten genannt worden. Berlin schließt Martin Schulz als Kommissar derweil aus.

Bevor die Spekulationen überhand nahmen, hat ihnen IWF-Chefin Christine Lagarde nun selbst ein Ende gesetzt: Sie stehe nicht für das Amt der EU-Kommissionspräsidentin zur Verfügung, sagte die 58-jährige Französin am Freitag in London: „Ich bin keine Kandidatin“, Der sei, dass sie "schon einen Job habe". Sie halte ihre Aufgabe beim IWF für sehr wichtig und wolle sie abschließen, sagte Lagarde, die in den vergangenen Tagen immer wieder als mögliche Kandidatin für die Nachfolge des bisherigen Kommissionschefs José Manuel Barroso genannt worden war.

Gerüchteweise hätte auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel die Französin gerne auf diesem Posten gesehen, was in Berlin freilich dementiert wurde. Dort hieß es, Merkel setzte sich weiter für Luxemburgs Ex-Premier Jean-Claude Juncker ein.

Ende Juni soll von den Staats- und Regierungschefs auf einem Gipfeltreffen ein ganzes Personalpaket geschnürt werfden, dessen wichtister Posten der Kommissionspräsident ist. Doch nach wie vor gibt es in der Union Uneinigkeit darüber. An sich gilt Juncker als Favorit, zumal er der Spitzenkandidat der bei der EU-Wahl am 25. Mai siegreichen Europäischen Volkspartei war.

Umfrage: Keine Rücksicht auf Briten nehmen

Doch die Staats- und Regierungschefs sind qua Vertrag von Lissabon nur gehalten, das Ergebnis der Wahl einzubeziehen. Davon, dass sie automatisch den Spitzenkandidaten des Wahlsiegers nominieren müssen, steht nichts geschrieben. Sollte auf dem Gipfel tatsächlich einem anderen Kandidaten der Vorzug gegeben werden, dürften dies allerdings viele Wähler als Betrug empfinden.

Vor allem der britische Premier David Cameron ist gegen den überzeugten Europäer Juncker, dem er nicht zu Unrecht unterstellt, eine stärkere Integration zu befürworten. Das läuft den britischen Plänen, eher Kompetenzen auf die Ebene der Nationalstaaten zurückzuholen, entgegen.

Laut einer aktuellen Umfrage meint die Mehrheit der Deutschen, dass die Wahl Junckesr zum Präsidenten der EU-Kommission nicht am Widerstand der britischen Regierung scheitern sollte. Im Donnerstagabend veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend stimmten 55 Prozent der Befragten der Aussage zu, der Konservative Juncker sollte Kommissionschef werden, auch wenn Länder wie Großbritannien mit dem Austritt aus der EU drohten. Merkel will die britischen Bedenken nun dadurch überwinden, dass vor der Personalentscheidung ein inhaltliches Paket als Arbeitsgrundlage für die nächsten fünf Jahre geschnürt werden soll.

"Schulz kommt nicht in Frage"

Die Chancen des SPD-Kandidaten Martin Schulz auf einen Posten als EU-Kommissar stehen derweil offenbar äußerst schlecht: Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" will Merkel den Sozialdemokraten auf keinen Fall als deutschen EU-Kommissar nominieren. "Schulz als deutscher Kommissar kommt nicht in Frage, die SPD hat genug Ministerposten für eine 25-Prozent-Partei", sagte Hans-Peter Friedrich (CSU), der für Europa zuständige Unionsfraktionsvize, dem Magazin.

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(APA/Reuters/DPA)

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