Nicht jeder im öffentlichen Dienst ist auch ein Beamter

Stempel Pragmatisiert
Stempel Pragmatisiertwww.bilderbox.com
  • Drucken

Knapp 13 Prozent der Beschäftigten in diesem Land sind bei Vater Staat angestellt. Etwas mehr als die Hälfte davon sind Beamte.

Wer bei Bund, Land oder Gemeinde beschäftigt ist, wird umgangssprachlich als Beamter bezeichnet. Auch für Bankangestellte gilt bis heute im Volksmund der Beamtenstatus. Tatsächlich sinkt die Zahl der echten Beamten in Österreich seit vielen Jahren. Denn als Beamte im eigentlichen Sinn gelten nur jene, die pragmatisiert sind. Sie können also vom Dienstgeber nicht gekündigt werden – sofern sie keine goldenen Löffel stehlen. Viele Beamte genießen auch das Privileg, dass sie nicht versetzt werden können.

Ende vergangenen Jahres gab es bei Bund, Ländern und Gemeinden offiziell 343.783 Beschäftigte. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, denn obwohl es in vielen Bereichen seit geraumer Zeit einen Aufnahmestopp gibt und die Zahl der Beschäftigten in den offiziellen Statistiken sinkt, werden trotzdem neue Mitarbeiter eingestellt. Sie scheinen allerdings nicht in den Personalkosten auf, sondern werden als Sachkosten ausgewiesen. Es gibt also auch „versteckte Bürokratie“.

Im Bundesdienst befinden sich knapp 130.000 sogenannte Vollbeschäftigtenäquivalente. Denn vor allem bei den Vertragsbediensteten ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten mit einem Anteil von mehr als einem Drittel relativ hoch. Der Anteil der Beamten liegt noch immer bei etwa 56 Prozent.

Laut einer Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben 38 Prozent der Österreicher Vertrauen in ihren Staatsapparat. Damit liegt Österreich knapp unter dem OECD-Schnitt von 40 Prozent. Das geringste Vertrauen – zwölf Prozent – genießen demnach die Staatsdiener in Griechenland. Das höchste Ansehen in der Bevölkerung genießen öffentlich Bedienstete in der Schweiz: Dort haben 80 Prozent der Menschen Vertrauen in ihre Beamten.


Streit um Beamtenpool. Und auch in der jüngsten politischen Debatte rund um Steuer- und Verwaltungsreform kommt man ohne Beamte nicht aus. Diesmal geht es aber nicht um jene in der öffentlichen Verwaltung, sondern um jene in Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist. Bei den Österreichischen Bundesbahnen sind nach wie vor circa die Hälfte der 39.000 Mitarbeiter „definitiv gestellt“. Ähnliches gilt für Telekom Austria und Post. Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) will nun 3000 Beamte, die bei Telekom, ÖBB und Post nicht mehr benötigt werden, auf adäquate Posten in der Bundesverwaltung versetzen. „Ich möchte mehr Flexibilität schaffen“, sagte Spindelegger und sorgte auch bei den ÖVP-nahen Gewerkschaftern für Unmut. Der Chef der Gewerkschaft öffentlicher Dienst, Fritz Neugebauer, betonte, dass „niemand gezwungen“ werde. Eine Versetzung könne nur auf „freiwilliger Basis“ erfolgen.

Noch klarer äußerte sich der Zentralbetriebsrat der Telekom Austria vor wenigen Wochen in einem Gespräch mit der „Presse“. „Wenn das kommt, dann steht die Republik“, drohte Walter Hotz unverhohlen.

Verwaltung

Studie. Laut einer Erhebung der OECD haben 38 Prozent der Österreicher Vertrauen in ihren Staatsapparat. Damit liegt Österreich knapp unter dem OECD-Schnitt von 40Prozent.

Österreich. Ende des Vorjahrs gab es bei Bund, Ländern und Gemeinden offiziell 343.783 Beschäftigte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mann mit Aktenkoffer
International

Großbritannien auf dem Weg zur „Weltklasse-Bürokratie“

Die Verwaltung Großbritanniens wird laufend überarbeitet. Auch die aktuelle Regierung setzte zu einer umfassenden Reform an.
Kommentare

Weltklasse-Bürokratie

Finanzminister Michael Spindelegger will 3000 Beamte aus den ehemaligen Staatsbetrieben Telekom, ÖBB und Post versetzen und zieht damit den Zorn der Gewerkschaft auf sich.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.