"Sie hatten es auf Mädchen und junge Mütter abgesehen"

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Boko Haram entführt erneut mindestens 20 Frauen und zwar in derselben Region Nigerias, in der bereits hunderte Schülerinnen verschleppt wurden.

Mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram haben im Norden Nigerias mindestens 22 junge Frauen entführt. Die Tat habe sich in der Nähe der Stadt Chibok im Bundesstaat Borno ereignet, wo bereits am 14. April mehr als 200 Schülerinnen verschleppt worden waren, berichtete der Sender "Television Continental" in Lagos am späten Montagabend.

Wohin die Frauen gebracht wurden, blieb unklar, auch zu den Kidnappern gab es zunächst keinen Kontakt. Nach Angaben eines Mitglieds einer Bürgerwehr, Alhaji Tar, fand der Überfall bereits am Samstag statt. Drei Dorfbewohner, die versucht hätten, die Frauen vor den Angreifern zu schützen, seien ebenfalls entführt worden, hieß es. Die Behörden ermittelten in dem Fall, sagte am Dienstag ein Regierungsfunktionär, der anonym bleiben wollte. "Wir müssen uns noch ein genaues Bild von der Tat machen, und dann entscheiden wir, welche Maßnahmen ergriffen werden", betonte er.

"Die Angreifer sind auf Motorrädern und in Fahrzeugen gekommen. Sie hatten schwere Waffen dabei", sagte ein Bürger des Dorfes Dikway, aus dem die Frauen verschleppt wurden. "Sie hatten es auf Mädchen und junge Mütter abgesehen, ältere Frauen haben sie in Ruhe gelassen." Die Extremisten seien tagsüber über das Dorf hergefallen, fügte der Zeuge hinzu. Die Täter hätten auch zahlreiche Häuser angezündet.

Ein Vertreter einer örtlichen Organisation sprach sogar von 40 jungen Müttern, die ausgewählt und in Fahrzeugen weggebracht wurden. Demnach könnte es sich um Verschleppungen handeln, bei denen die Entführer im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln dutzende Rinder verlangen. Das sei schon oft vorgekommen, sagte der Vertreter der Organisation, die Hirten vertritt.

Die Boko Haram ("Westliche Erziehung ist Sünde") will einen Gottesstaat auf Grundlage der Scharia (Islamisches Recht) errichten. Die Gruppe verübt immer wieder schwere Anschläge. Kurz nach der Entführung der Schülerinnen hatte sie gedroht, diese als Sklavinnen verkaufen zu wollen. Trotz intensiver Suche auch mit internationaler Hilfe fehlt von den Mädchen weiter jede Spur.

(APA/dpa)

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