Dass sich die Neos einen Religionssprecher leisten, war außerhalb der Neosphäre bisher weniger aufgefallen.
Jetzt gewinnt dieses Ämtchen Bedeutung. Zumindest kurz. Kurzen Prozess macht nämlich Parteichef Matthias Strolz und degradiert Niko Alm. Der sorgte international durch sein Führerscheinfoto mit Nudelsieb auf dem Kopf für Schmunzeln und national mit dem von ihm initiierten Anti-Kirchenprivilegien-Volksbegehren für das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Nun muss er weichen. Dass Strolz diesen Wechsel ausgerechnet bei einer Veranstaltung des seine katholischen Wurzeln und Werte betonenden Cartellverbands bekannt gegeben hat, macht die Angelegenheit nicht weniger interessant. Prompt wird den Neos von Alms Gesinnungsfreunden nun „Rückgratlosigkeit" vorgeworfen, die sonst nur etablierte Parteien auszeichne.
Ja, ja, die Neos sind längst im politischen Alltag angekommen. Da gilt eben die Binsenweisheit: Man kann es nicht allen recht machen. Dabei ändert sich in der Sache zumindest vorerst wohl wenig. Strolz hat sich in der Vergangenheit ähnlich wie Alm für eine Aufkündigung des Konkordats oder zumindest ein Neuverhandeln des Vertrages zwischen Republik und Vatikan ausgesprochen. So what? Wohlwollend interessieren wird diese Ansage nur eine kleine Gruppe (siehe „Erfolg" des Volksbegehrens). Und eine größere abschrecken. Mit oder ohne Niko Alm. Selbst wenn der Frontmann so freundlich lächelt wie Matthias Strolz.
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