Russland dreht Ukraine den Gashahn zu

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Nach dem Verstreichen eines Ultimatums stoppt Moskau die Gaslieferungen. Auch in Mitteleuropa drohen nun Engpässe.

Moskau und Kiew werfen einander gegenseitig vor, im Streit um die Gaspreise und unbezahlte Rechnungen nicht an einer Einigung interessiert zu sein. Das jüngste russische Angebot, der Ukraine Gas um 385 Dollar pro 1000 Kubikmeter zu liefern, hatte Kiew empört als inakzeptabel zurückgewiesen. Die Folge ist nun ein Gaslieferstopp Russlands in die Ukraine.

Der Gaskonzern Gazprom teilte nach dem Verstreichen eines Ultimatums um 8 Uhr MESZ mit, dass ab sofort nur noch gegen Vorauszahlung an den ukrainischen Gasversorger Naftogaz geliefert werde. "Ab heute wird das ukrainische Unternehmen nur noch russisches Gas erhalten, für das es bezahlt hat", hieß es in einer Mitteilung von Gazprom.

Die Ukraine bestätigte inzwischen, dass sie kein Gas mehr aus Russland bekommt. Die Lieferungen seien "auf null" reduziert worden, teilte der ukrainische Energieminister Juri Prodan am Montag in Kiew mit.

(c) APA

Gazprom hatte zuvor wegen des Lieferstopps Beeinträchtigungen bei Gaslieferungen für die EU-Staaten nicht ausgeschlossen. Wie aus Gazprom-Kreisen verlautete, sei die Europäische Union vor "möglichen Beeinträchtigungen" gewarnt worden. Auch Österreich wird über die Ukraine mit russischem Gas beliefert. Zugleich betonte Gazprom aber, dass die mit den Europäern vertraglich vereinbarten Mengen weiterhin zu Transitzwecken in die Ukraine geleitet werden. Kiew sei verpflichtet, das Gas nach Mitteleuropa weiterzuleiten, betonte der russische Gaskonzern.

"Chronische Nichtzahlung"

In der Nacht auf Montag waren die Gasverhandlungen zwischen Kiew und Moskau über die Bezahlung der ukrainischen Gasschulden und die künftige Höhe des Gaspreises gescheitert. Grund für den Lieferstopp sei die "chronische Nichtzahlung" von Gasrechnungen, teilte Gazprom mit.

Am Montag um 8 Uhr MESZ war eine neue Frist Moskaus ausgelaufen, ohne dass die Ukraine ihre Milliardenschulden beglichen hatte. Die Schulden beliefen sich inzwischen auf 4,458 Milliarden US-Dollar (3,290 Milliarden Euro), so der russische Staatskonzern. Die Ukraine verlangte im Gegenzug für die Tilgung der Schulden einen Rabatt, der über den von Moskau vorgeschlagenen Endpreis von 385 Dollar pro 1000 Kubikmeter hinausgeht.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger gibt Russland die Schuld am Scheitern der Verhandlungen. Kiew sei anders als Moskau "kompromissbereit" gewesen. Oettinger wollte nicht ausschließen, dass es im Falle eines "kalten Winters" zu Lieferengpässen in Europa kommen könnte. Vorerst sei die Versorgung der EU aber "normal", erklärte eine Sprecherin des EU-Energiekommissars.

Der russische Regierungsdchef Dmitri Medwedew warf unterdessen der Ukraine "Erperssung" vor. "Die nicht konstruktive Haltung der Führung in Kiew wird sich extrem negativ auf die Wirtschaft der Ukraine auswirken", erklärte Medwedew. Moskau sei aber weiter zu Verhandlungen bereit.

(APA/Reuters/AFP/dpa)

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