Ortswechsel: Wir sind übersiedelt!

Wenn Unternehmen neue Standorte suchen: Drei Beispiele, von Wien City bis Ottakring.

(c) Drei
(c) Michael Hierner/RÜDIGER LAINER + PARTNER

Am 11. Juli wird die Rechtsanwaltskanzlei Schönherr einen seit Längerem gefassten Beschluss in die Tat umsetzen: Die mittlerweile auf fünf Häuser in und um die Tuchlauben verteilten Mitarbeiter werden in ein Gebäude am Wiener Schottenring übersiedeln. „Wir hatten das Glück, dass wir in den vergangenen Jahren gewachsen sind“, nennt Peter Madl, Partner und Immobilienanwalt, eines der Hauptmotive für den Umzug. Und am Schottenring 19, in einem ursprünglich als Frucht- und Mehlbörse konzipierten Palais, gibt es neben den angemieteten rund 6000 Quadratmetern ein weiteres Stockwerk, das derzeit zwar noch vermietet ist, früher oder später aber als weitere Flächenreserve zur Verfügung steht.

Altbaustruktur. Aber nicht nur akuter Platzmangel war der Grund für die Übersiedlung. „Allein schon mit Hinblick auf die interne Kommunikation war uns klar, dass wir in ein gemeinsames Haus gehören“, erklärt Madl. Ein weiteres Kriterium sei die zentrale Lage gewesen, wobei die Postleitzahl 1010 aber keineswegs eine Vorgabe gewesen sei. Das Objekt sollte einfach zu dem Unternehmen passen, und bei diversen Büroflächen, die in den vergangenen Jahren unter die Lupe genommen wurden,  war das nicht der Fall.

Auch die typischen Altbaugrundrisse spielten eine Rolle, schließlich benötigen Juristen Einzelbüros. Das Gebäude wurde jedenfalls vom Vermieter in einen topmodernen Zustand versetzt. „Bis auf die tragenden Wände wurde praktisch alles erneuert“, so Madl. Was die Infrastruktur betrifft, ist der neue Standort für den Rechtsanwalt sogar noch besser. Nur der Fußmarsch zum Lieblingseissalon sei länger, bedauert er. Dieser befand sich zuvor im Erdgeschoß.

Teambuilding. Auch beim heimischen Mobilfunkbetreiber Drei hat Platzmangel zum Standortwechsel geführt. Nach der Übernahme des Mitbewerbers Orange hatte das Unternehmen mit einem Schlag doppelt so viele Mitarbeiter, der bisherige Firmensitz im Gasometer platzte aus allen Nähten.

„Es war für uns äußerst wichtig, dass alle Mitarbeiter der ehemaligen ,Konkurrenten‘ so rasch wie möglich unter einem Dach zusammenarbeiten, um ein Team zu werden“, sagt Matthias Krumpel, Teamleader Facility Management. Mehrere Optionen standen zur Wahl, schließlich entschied man sich für den ehemaligen Firmensitz von One und Orange in der Brünner Straße 52. „Dort waren viele wichtige Voraussetzungen bereits gegeben, und das Gebäude war zudem rasch bezugsfähig“, so Krumpel.

Am neuen Unternehmensstandort hat man sich gut und schnell eingelebt. Kurz nach dem Umzug habe man damit begonnen, die Flächen zu einem neuen, gemeinsamen Standort umzugestalten, so Krumpel. „Das bedeutete unter anderem die Umsetzung der Corporate Architecture, mehr Farben sowie offene Räume.“

Heute ist jedes Stockwerk in einer anderen Farbe gehalten, für die Mitarbeiter stehen  erstklassig ausgestattete Meetingräume zur Verfügung. Besonders stolz ist man aber auf die umgestaltete Gartenfläche. „Der Gartenbereich ist das grüne Herz des neuen Headquarters“, so Krumpel. Er sei Treffpunkt, Arbeitsplatz und Ruheoase in einem und unterstütze die Work-Life-Balance der Mitarbeiter.

Näherrücken. Der sechste Bezirk zählt
bekanntlich zu den Hotspots für Unternehmen aus der Kreativwirtschaft. Was veranlasst also eine Agentur für Design und neue Medien, das kreative Biotop zu verlassen und in die Vorstadt nach Ottakring zu übersiedeln? „Der alte Standort war ganz einfach zu groß“, so der Crevo-Geschäftsführer Milan Zahradnik. Im alten Büro unweit der Gumpendorfer Straße sei das Team auf verschiedene Stockwerke und Räume aufgeteilt gewesen, was man bei den Projekten gespürt habe. Jetzt sitzen alle in einem Raum – inklusive der Geschäftsführung. „Dadurch kommunizieren die Mitarbeiter mehr miteinander, die Dynamik hat eindeutig zugenommen“, sagt Zahradnik.

Die neuen Räumlichkeiten in einem renovierten Hofgebäude aus Backstein nahe der Thaliastraße beschreibt Zahradnik als „loftartig“. Zu den Blickfängen zählen eindeutig die gusseiserne Galerie und die Terrasse, auf der es mittlerweile grünt und sprießt. Auch wenn man bei der Miete nicht allzu viel einspart, so seien die Betriebskosten um rund 30 Prozent niedriger.

Kulinarische Feinheiten. Auch bei der
Infrastruktur mussten keine Abstriche gemacht werden: Angefangen von der guten Anbindung an die Öffis, über vielfältige Einkaufsmöglichkeiten, bis hin zu den „kulinarischen Feinheiten an jeder Ecke“ – die Gegend um die Thaliastraße habe einiges zu bieten. Lediglich eine etwas längere Anreise zu Terminen mit Kunden – die in der Regel innerhalb des Gürtels stationiert sind – muss in Kauf genommen werden. Anders als Drei und Schönherr, die ihre Umzüge auch mit Übersiedlungsmanagern vorbereiten bzw. vorbereitet haben, hat Crevo alles selbst organisiert. Ende August 2013 war der neue Standort gefunden– etwas mehr als zwei Monate Zeit bis zum Auszug. Und letztlich hat man Ende Oktober für eine Woche die Arbeit ruhen lassen – um  mehr oder weniger Tag und Nacht damit zuzubringen zu packen. „Da das neue Büro kleiner ist, war es klar, dass wir vieles nicht mitnehmen können – über die Jahre hat sich doch einiges angesammelt“, sagt er schmunzelnd. Der tatsächliche Umzug fand – mit Unterstützung eines Speditionsunternehmens – schließlich an einem Wochenende statt. Das sei „sehr stressig“ gewesen, so Zahradnik, rückblickend würde er „eindeutig viel früher zu planen beginnen“. Doch das ist jetzt wahrscheinlich schon wieder vergessen. Bei solch einer Terrasse . . .

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