In einem offenen Brief fordert die Religionsgruppe die Anerkennung ihrere Gebetshäuser in der Türkei. Die Initiative Liberaler Muslime warnt vor einem Export türkischer Innenpolitik.
Die Aleviten in Österreich fordern in einem offenen Brief an den türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan eine Gleichbehandlung ihrer Religionsgemeinschaft in der Türkei. Erdogan sei willkommen, "wenn Sie kommen, um für die Rechte der Türken in Österreich einzustehen und gleichzeitig die Benachteiligung der Aleviten in der Türkei in allen Bereichen des öffentlichen Lebens beseitigen wollen".
Weitere Forderungen der Aleviten: Erdogan sei willkommen, wenn er für die Muslime in Österreich freien Zugang zu Moscheebauten fordere und sich zugleich für die Anerkennung von Gebetshäusern für Aleviten (Cem-Häuser) in der Türkei ausspreche. "Wenn Sie wollen, dass Moscheen in Österreich ohne Angst besucht werden können und Sie für die Zukunft garantieren, dass Aleviten in ihren Cem-Häusern in der Türkei nicht mehr von der Polizei erschossen werden, so seien Sie willkommen".
Die Massen in Istanbul sollten das Recht haben, Erdogan zu kritisieren, "Wenn Sie bereit sind, all das was Sie für Ihre türkischen Bürger in Österreich fordern, auch Ihren türkischen Bürgern in der Türkei zu gewähren, so seien Sie willkommen". Sonst "ist es besser für die in Österreich lebenden Türken, wenn Sie diesmal auf die Österreichreise verzichten" schreiben die Aleviten.
"Symbolischer Hungerstreik"
Auch die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) äußerte sich am Mittwoch zu dem Besuch des türkischen Premierministers. Die Initiative warnte vor einem möglichen Schaden für die Integrationsbemühungen in Österreich durch die Rede Erdogans am Fronleichnamstag in Wien. Nach Auffassung der Initiative sei es für die Integration türkischer Migranten in Europa nicht gut, die türkische Innenpolitik zu exportieren.
Mitglieder der Initiative wollen während des Erdogans-Besuchs einen "symbolischen" Hungerstreik abhalten - der dann allerdings nur einen Tag dauern dürfte. Nach Ansicht der ILMÖ würden auch Mitglieder der türkischen Community in Österreich kritisieren, dass Erdogan vor der türkischen Präsidentenwahl auf Stimmenfang nach Wien komme. Die "Stimmenfang-Kalkulation" dürfte aber nicht aufgehen, da sehr viele von den mehr als 110.000 in Österreich lebenden türkischen Staatsangehörigen - vor allem die Kurden, Aleviten und die Säkularen - nicht pro-Erdogan eingestellt seien, so die ILMÖ.
(APA)