Erdogan in Wien
Proteste und Jubel

Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan hielt am 19. Juni in der Albert-Schultz-Eishalle in Wien eine Rede. Der offiziell als privater Besuch beim Verein UETD bezeichnete Auftritt wird allgemein als Kampf um Stimmen der Auslandstürken bei der türkischen Präsidentschaftswahl im August gewertet. In und vor der Halle jubelten tausende Menschen Erdogan zu.
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Die Gegner Erdogans sammelten sich unterdessen rund fünf Kilometer entfernt am Praterstern in der Leopoldstadt. Etwa 30 linksgerichtete Organisationen hatten zu einer Gegendemonstration aufgerufen.
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Türkische Fahnen suchte man am Praterstern vergeblich, stattdessen prägten die Flaggen kurdisch-türkischer, alevitischer und kommunistischer Vereine das Bild.
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"Erdogan halt dein verlogenes Maul. Du Mörder, Tyrann, Dieb, Lügner, Terrorist", steht auf einem der zahlreichen Schilder und Transparente zu lesen.
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Andere Demonstranten kritisieren vor allem die Gesellschafts- und Medienpolitik des türkischen Premiers. "Die Medien in der Türkei lügen, Erdogans Medien.
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Es gibt nur wenige Sender, die die Wahrheit berichten", erklärt etwa die 16-jährige Diren. "Erdogan ist wie Gift für die Gesellschaft", fügt der 39-jährige Ömer von der kurdischen "Demokratischen Arbeiterföderation" hinzu.
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Man könne sich nicht mit allen Gruppierungen der Kundgebung am Praterstern identifizieren, sagte Vereinsobmann Murat Barlan im Vorfeld zu APA. Es würden etwa Anhänger "terroristischer Gruppen" wie etwa der Kurdischen Arbeiterpartei PKK und "kommunistische Gruppen" teilnehmen. Für den 18-Jährigen Kadir, einen Teilnehmer der Demonstration am Praterstern, ein Fehler: "Es ist falsch, dass wir zersplittert sind. Was Erdogan so stark macht, ist, dass alle zusammenhalten", meint er.
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Tumulte gab es bei einer Gegendemo auf der Lasallestraße. Wie ein APA-Kameramann berichtete, setzte die Polizei Pefferspray ein um die Zusammenstöße zwischen den Protestierenden zu beenden.
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Grund für das "kurze Gerangel" war laut Polizeisprecher Roman Hahslinger eine Flasche, die aus einem Lokal in der Lasallestraße auf dem Demonstrationszug geworfen wurde.
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Als Erdogan in der Albert-Schultz-Halle gegen 16.00 Uhr wieder auf die Bühne trat und zu seinen Anhängern sprach, wurde er mit tosendem Applaus und lauten Rufen in und vor der Halle begrüßt.
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Die Türken in Europa seien "die Enkel des Sultans Süleyman der Prächtige", so Erdogan. Aber die Türken in Europa seien gekommen, um die Herzen der Wiener zu gewinnen. "Niemand muss sich vor uns fürchten", sagte der türkische Premier.
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Erdogan widmete einen breiten Teil seiner Rede dem wirtschaftlichen Aufschwung seines Landes. Von der sinkenden Verschuldung und Inflation über den Ausbau der Eisenbahn und den geplanten Großprojekten in Istanbul mit dem Großflughafen und Brücke über den Bosporus bis hin zu drei Mrd. Bäumen, die gepflanzt worden seien. Früher habe man auf Schokolade aus Europa gewartet, aber heute "gibt es von allem, was es in Europa gibt, noch mehr in der Türkei". Sogar der erste eigene Hubschrauber sei gebaut und ausgeliefert worden.
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Den Austro-Türken in Wien, potenzielle Wähler bei der Präsidentschaftswahl im August wo Erdogan voraussichtlich antreten wird, gab Erdogan mit: "Ihr könnt auf diese Türkei stolz sein". Sie sollten sich in die Gesellschaft integrieren, gut deutsch lernen, aber nicht assimilieren, sagte Erdogan, ähnlich wie schon bei seiner Rede in Köln.
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