Gegenwind für türkische Islamschule

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Islamische Föderation plant Gymnasium ohne staatliche Anerkennung.

Wien. Es soll eine türkischsprachige Islamschule werden, die die Islamische Föderation in Wien Simmering plant – der Verein gilt als österreichische Vertretung der religiös-nationalistischen türkischen Milli-Görüs-Bewegung. Konkret geplant sei ein Oberstufengymnasium mit theologischem Schwerpunkt, wie der Sprecher der Islamischen Föderation, Yakup Gecgel, ausführt. Auf freiwilliger Basis, so Gecgel, soll dort auch eine Predigerausbildung möglich sein – ähnlich einer Imam-Hatip-Schule nach türkischem Vorbild. Wobei Imam für Vorbeter steht, Hatip für Prediger. Nicht geplant sei, eine staatlich anerkannte Schule mit Öffentlichkeitsrecht zu beantragen – damit wären die Zeugnisse der Schule nur in der Türkei gültig, nicht aber in Österreich.

Ob die Regierung eine Predigerschule nach türkischem Modell überhaupt anerkennen würde, ist aber ohnehin fraglich. Einen entsprechenden Staatsvertrag mit der Türkei lehnte Integrationsminister Sebastian Kurz ab. „Das ist für uns ausgeschlossen“, hieß es dazu aus seinem Büro. Das Unterrichtsministerium betonte, dass im Fall eines Antrags sowohl die Eignung des Lehrpersonals als auch die Zulässigkeit des Schultyps geprüft werden müsste. Die Regierung bevorzugt eine islamisch-theologische Ausbildung an der Universität Wien. Das entsprechende Bachelorstudium Islamische Theologie kann allerdings frühestens im Jahr 2016 starten. Und die Finanzierung ist auch noch nicht gesichert. Das Studium sei aber keine berufsspezifische bzw. berufsfachliche Ausbildung, etwa zum Imam, stellte die Uni klar. Auch Studenten der katholischen Theologie würden nicht an der Uni zum Priester ausgebildet. Vielmehr sei geplant, dass die islamische Glaubensgemeinschaft für Absolventen eine berufspraktische Ausbildung anbietet.

Glaubensgemeinschaft verteidigt Plan

Kritik an der geplanten Schule kommt unter anderem von den Grünen und der FPÖ. So deponierte die grüne Integrationssprecherin Alev Korun ein „klares Nein zu importierter Imame-Ausbildung“. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache forderte die Verhinderung des Projekts „unter allen Umständen“. Verteidigt wird der Plan dagegen von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), der anerkannten Vertretung der Muslime. Für Sprecherin Carla Amina Baghajati haben die Absolventen gegenüber den derzeit im Ausland ausgebildeten Imamen den Vorteil des österreichischen Lebenshintergrunds. Außerdem kritisierte sie die Ablehnung von Türkisch als Unterrichtssprache, während Französisch am Lycée akzeptiert werde. Da werde mit zweierlei Maßgemessen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2014)

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