2,5 Millionen Handfeuerwaffen in Österreich

Statistik. Illegale Waffen dominieren den Markt – Schätzungen gehen von 1,85 Mio. nicht registrierten Feuerwaffen aus.

Wien. Das Thema Waffenbesitz ist ideologisch stark aufgeladen. Dabei gibt es dazu umfangreiches Datenmaterial: ein Überblick.

In der Datenbank des Innenministeriums sind 226.264 Personen erfasst, die genehmigungspflichtige Waffen (Kategorie B) besitzen dürfen. Zusätzlich gibt es 126.378 Jäger. Wie viele Jäger auch Waffendokumente wie eine Waffenbesitzkarte oder einen Waffenpass haben (siehe Kasten), ist nicht bekannt, eine entsprechende Abfrage laut Innenministerium auch nicht möglich.

Zwei Wochen vor Ende der Meldefrist sind im zentralen Waffenregister (ZWR) 654.902 Schusswaffen verzeichnet. 7378 davon sind „verbotene Waffen“ (Kategorie A), die nur mit Sondererlaubnis (zum Beispiel für Händler) bewilligt werden. Darunter fallen automatische Waffen (z. B. Maschinengewehre) und Pumpguns.

Unter Kategorie B sind 361.475 Pistolen, Revolver und halb automatische Langwaffen gemeldet. Klassische Büchsen, bei denen die Patronen einzeln nachzuladen sind (Kategorie C), sind bisher 258.787 registriert, bei den Flinten (Kategorie D) sind es 27.262.

Lässt sich daraus ableiten, ob privater Schusswaffenbesitz ein Risiko für die öffentliche Sicherheit ist? Nein. Bei der Verübung von Straftaten kommen nämlich häufig andere Waffen als Schusswaffen zum Einsatz, und selbst wenn, dann handelt es sich immer wieder um Waffen, die nicht registriert sind, also auf dem Schwarzmarkt und damit illegal erworben wurden.

Wie hoch der Anteil der illegalen Feuerwaffen bei Straftaten ist, wird vom österreichischen Bundeskriminalamt jedoch nicht erhoben. Der Blick nach Deutschland lässt zumindest die Dimension erahnen. Dort analysiert das Bundeskriminalamt alle Waffen, die an Tatorten von Straftaten sichergestellt werden. Die Zahlen sind seit Jahren stabil: Zwei Drittel der beschlagnahmten Waffen sind freie Gas- oder Schreckschusswaffen, ein Drittel „echte“. Der Anteil der legal besessenen darunter pendelt je nach Jahr zwischen drei und fünf Prozent.

Problem mit Schwarzmarkt

Auch insgesamt scheint Österreich eher ein Problem mit dem Schwarzmarkt von Waffen zu haben. Nach Angaben des Gun-Policy-Projects der Universität von Sydney, die weltweit detaillierte Daten zu Waffenbesitz sammelt und publiziert, sind in Österreich 2,5 Mio. legale und illegale Handfeuerwaffen im Umlauf. Zieht man davon die derzeit rechtmäßig besessenen 654.902 ab, bleibt ein Schwarzmarkt von knapp 1,85 Mio. Stück.

Das Risiko, als Opfer eines Verbrechens mit Waffen in Berührung zu kommen, ist gering. Im Jahr 2012 (die Detaildaten für 2013 sind noch nicht verfügbar) gab es in Österreich insgesamt 514.418 Straftaten. In 3484 Fällen, das sind 0,7 Prozent, waren Waffen mit im Spiel. 857 davon waren Schuss- oder Schreckschusswaffen bzw. Attrappen. Die Statistik differenziert hier nicht. Mehrheitlich wurden Stich- (1888) und Hiebwaffen (739) eingesetzt.

Auch in der Detailauswertung bei den Delikten Mord und Körperverletzung sind vor allem Stichwaffen wie Messer stark überrepräsentiert. Im Jahr 2012 waren bei neun von 67 Morden Schusswaffen als Tatwaffen im Einsatz. Stichwaffen kamen dabei 44-mal zum Einsatz, Hiebwaffen 14-mal. (awe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2014)

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