Chile: Der Geheimfavorit bestätigt seinen Ruf

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Chile überzeugte gegen Weltmeister Spanien und spielt nun gegen die Niederlande um den Gruppensieg. Vidal: "Wir wollen den Titel."

Rio de Janeiro/Porto Alegre. Im Gegensatz zu so manch anderen wurde Chile seinem Ruf als Geheimfavorit bislang gerecht. Nach dem 2:0–Erfolg über Spanien, der das vorzeitige Aus für den Titelverteidiger bedeutet hat, träumt man im Andenstaat schon vom WM-Titel. In vielen chilenischen Städten kam es zu spontanen Feiern, im Zentrum der Hauptstadt Santiago versammelten sich Zehntausende und brachten zwischendurch den Verkehr zum Erliegen. Auch in Rio waren die „Chi, Chi, Chi – Le, Le, Le“-Gesänge allgegenwärtig, die rund 100.000 angereisten Fans machten die Nacht zum Tag.

Auch die chilenischen Spieler strotzen nach dem Achtungserfolg vor Selbstvertrauen. „Als Kind glaubte ich daran, einmal Weltmeister zu werden, und daran glaube ich noch immer“, erklärte Stürmerstar Alexis Sanchez. Teamkollege Arturo Vidal pflichtete dem bei: „Wir sind nicht hergekommen, um Urlaub zu machen. Wir wollen den Titel.“ Teamchef Jorge Sampaoli war von der Leistung seiner Mannschaft, die mit Kompaktheit, Aggressivität und hoher Laufbereitschaft überzeugt, angetan. „Die Mannschaft ist sehr reif. Ob es das beste chilenische Team der Geschichte ist, wird man aber erst sehen“, sagte der Argentinier und versuchte die Euphorie etwas zu bremsen. „Es gibt viele gute Mannschaften in diesem Turnier.“ Eine davon heißt Brasilien und ist ein möglicher Achtelfinalgegner. Wer gegen den Sieger der Gruppe A antreten muss, entscheidet sich gegen die Niederlande am Montag.

Die Elftal wurde unterdessen nach dem fulminanten Auftakterfolg von Außenseiter Australien wieder auf den Boden der Realität geholt. Erst ein schwerer Patzer von Torhüter Matthew Ryan ermöglichte den Niederländern den 3:2-Sieg, nachdem sie bereits mit 1:2 in Rückstand gelegen waren. „Gut war das nicht, aber das Wichtigste sind die drei Punkte“, meinte Arjen Robben, der sein Team nicht als Turnierfavorit sieht.

Vor allem in der Defensive offenbarten die Niederländer Schwächen, doch durften sie sich erneut auf ihre Superstars verlassen. Robben und Robin van Persie trafen und erzielten damit je drei der bisher acht niederländischen WM-Treffer. Gegen Chile muss Teamchef Louis van Gaal jedoch umbauen, da van Persie wegen einer Gelbsperre fehlt. Voraussichtlich ausfallen wird auch Innenverteidiger Bruno Martins Indi, der bei einem unglücklichen Aufprall eine Gehirnerschütterung erlitten hat.

Sicherheitslücke im Maracanã

Die Entscheidungspartie gegen die Niederlande werden 85 chilenische Fans, die vor dem Spiel in den Pressebereich des Maracanã-Stadions eingedrungen sind und sich eine lautstarke Jagd mit den Sicherheitskräften geliefert haben, nicht mehr vor Ort miterleben. Sie wurden festgenommen und mussten innerhalb von 72 Stunden das Land verlassen. Zurück blieben zerstörte Kästen, Glastüren und Trennwände sowie eine Debatte um die Sicherheit im Finalstadion. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2014)

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