Polen: Sikorski nennt US-Allianz "Bullshit"

Zwei Belauschte (Archivbild): Ex-Finanzminister Jacek Rostowski und der aktuelle Außenminister Polens Radoslaw Sikorski.
Zwei Belauschte (Archivbild): Ex-Finanzminister Jacek Rostowski und der aktuelle Außenminister Polens Radoslaw Sikorski. (c) REUTERS
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Ein abgehörtes Gespräch des polnischen Außenministers bringt die Regierung unter Druck. Premier Tusk sieht eine "geplante Aktion".

Eine mysteriöse Abhöraffäre bringt die polnische Regierung in die Bredouille: Außenminister Radoslaw Sikorski hatte offenbar in einem heimlich aufgezeichneten Gespräch mit Ex-Finanzminister Jacek Rostowski erklärt, dass das polnisch-amerikanische Bündnis nichts wert sei – „ein totaler Bullshit“. Das Gespräch wurde nun vom Nachrichtenmagazin „Wprost“  wiedergegeben.

Darin wurde der Außenminister unter anderem mit folgenden Worten zitiert: „Wir geraten in Konflikt mit den Deutschen, Russen und wir glauben, dass alles super ist, nur weil wir den Amerikanern einen geblasen haben. Komplette Versager.“ Sikorski war von Regierungschef Donald Tusk als neuer EU-Außenbeauftragter ins Gespräch gebracht worden.

„Kriminelle Verschwörung“

Präsidentenberater Tomasz Nalecz forderte den Rücktritt Sikorskis. US-Diplomaten versuchten dagegen die Affäre herunterzuspielen. Die Aufnahmen würden keinen Einfluss auf die Beziehungen haben, so US-Botschafter Stephen Mull auf Twitter. Er wollte den Inhalt des privaten Gesprächs nicht kommentieren und betonte, dass die polnisch-amerikanische Allianz stark sei.

Die Regierung vermutet eine kriminelle Verschwörung gegen sich. „Wir werden von einer organisierten Verbrecherbande angegriffen“, so Sikorski. Tusk sprach von Versuchen, das Land zu destabilisieren. Gleichzeitig betonte er, er werde "keine Konsequenzen gegen Politiker ziehen, deren Sünde unzensierte Äußerungen während eines vertraulichen Gesprächs sind".

Unklar ist, wer zu einer illegalen Abhöraktion solch großen Ausmaßes in der Lage sein soll. Die Aufnahmen wurden über einen längeren Zeitraum in mindestens zwei Warschauer Restaurants gemacht. Betroffen sind Regierungsvertreter, Politiker und Unternehmenschefs.

Erst vor Kurzem hatte „Wprost“ mit der Veröffentlichung eines Gesprächs zwischen Zentralbankchef Marek Belka und Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz für Aufsehen gesorgt: Sie berieten darüber, wie der Regierungspartei geholfen werden könne, um eine Wahlniederlage zu vermeiden.

(APA/Reuters/dpa)

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