Russische Nachlese zu Putin-Besuch

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Echo der russischen Nedien stellen die Wien-Visite ihres Präsidenten: "Die Chefs der österreichischen Konzerne wollen nichts von Sanktionen hören."

Die Ukraine hat in der russischen Medienberichterstattung über Wladimir Putins gestrigen Wien-Besuch eine wichtige Rolle gespielt. In Bezug auf Österreich gibt es eine zentrale Botschaft, die sich in nahezu allen Publikationen und Fernsehbeiträgen wiederfindet: Russland habe insbesondere in Österreichs Wirtschaft einen Koalitionspartner im Kampf gegen mögliche westliche Sanktionen gefunden.

Durch eine besondere Deutlichkeit in Bezug auf Sanktionen und ihre Abwehr mit österreichischer Unterstützung zeichneten sich dabei staatlich kontrollierte Medien aus. Die Chefs der größten österreichischen Konzerne wollten nichts von Sanktionen hören, hieß es etwa in der Hauptnachrichtensendung Westi im staatlichen Fernsehsender Rossija 1: Für sie sei Russland ein wichtiger und vorteilhafter Partner.

Sonderrolle Österreichs

Als Kronzeugen für diese österreichische Haltung kamen dabei in Westi jene Geschäftsleute zu Wort, die im Vorfeld des Putin-Besuchs Verträge mit russischen Partnern unterzeichnet hatten. Sanktionen seien die falsche Politik, erklärte gegenüber dem Fernsehsender etwa Christian Dries vom Wiener Neustädter Leichtflugzeugproduzenten Diamond: "Die Partner sollen sich an einen Tisch setzen und alle Probleme gemeinsam besprechen. Wir arbeiten mit Russland sehr eng zusammen."

Der Fernsehsender NTW, der einer Tochterfirma des staatlich kontrollierten Gazprom-Konzerns gehört, berichtete in den Spätnachrichten von Österreichs wichtiger Bedeutung für Russland: Angesichts des schwierigen Verhältnisses der Europäischen Union mit Moskau betone der Empfang mit militärischen Ehren durch Bundespräsident Fischer ein weiteres Mal eine Sonderrolle Österreichs, sagte der NTW-Korrespondent. "Man redet über Sanktionen und macht gleichzeitig gewinnbringende Geschäfte", resümierte er. Zuvor hatte die Moderatorin im Studio erklärt, dass die Unterzeichnung von wichtigen Verträgen in Wien, darunter auch zur Gasleitung South-Stream, im Widerspruch zu den USA erfolgten. Die - wie mit Verweis auf eine Antwort Putins bei der Pressekonferenz berichtet wurde - aus Konkurrenzgründen Hauptgegner von South-Stream seien.

Symathie in der Wirtschaft

Die Tageszeitung Iswestija beschäftigte sich iinsbesondere mit der Bedeutung aktueller ukrainischer Fragen für den Besuch und referierte eine Replik Putins, in der der russische Präsident Österreich scherzhaft einen imperialen Anspruch auf ukrainisches Territorium unterstellte. Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl, schreibt die Zeitung, erinnerte daran, dass vor 100 Jahren das Territorium der heutigen Ukraine zu Russland und Österreich gehört habe. Putin habe daraufhin gescherzt: "Und was bedeutet das? Was schlagen sie vor?"

Aber auch die Iswestija betonte Österreichs kritische Haltung in Bezug auf Sanktionen gegen Russland. Bundespräsident Heinz Fischer habe am Dienstag gleich zwei Mal erklärt, so die Zeitung, dass Wien nur gezwungenermaßen an Sanktionen gegen Russland teilnehme. "Es war deutlich, dass wirtschaftliche Fragen für europäische Geschäftsleute wichtiger als politische Spiele sind."

Große Sympathien österreichischer Wirtschaftstreibender für den russischen Präsidenten suggeriert auch Starjournalist Andrej Kolesnikow in der Tageszeitung Kommersant. Während vor der Wirtschaftskammer ein Mini-Maidan mit ukrainischen Flaggen und scharfen Politgesängen (eine Anspielung an ein populäres ukrainisches Putin-Schimpflied, Anm.) zu beobachten gewesen sei, habe bei Putins Auftauchen im Gebäude bereits im Stiegenhaus heftiger Applaus eingesetzt. "Das eine und das andere hat er natürlich gehört", schließt Kolesnikow seine Reportage.

(APA)

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