Kalif bedeutet "Nachfolger" des Propheten Mohammed - der Träger ist der Herrscher über die muslimische Gesamtheit, als auch über das Territorium, in dem sie mehrheitlich lebt.
Mit der Ausrufung des Kalifats will die jihadistische Terrororganisation ISIS an die im Ersten Weltkrieg untergangene Tradition eines islamischen Weltreiches anknüpfen. Kalif (arabisch "Khalifa") bedeutet "Nachfolger" (des Propheten Mohammed). Der Träger des Titels ist der Herrscher sowohl über die muslimische Gesamtheit, als auch über das Territorium, in dem sie mehrheitlich lebt.
Der Prophet hatte keine männlichen Nachkommen und bestimmte auch keinen Nachfolger. Nach seinem Tod im Jahr 632 wählten die Führer der muslimischen Gemeinden den Vater von Mohammeds Lieblingsfrau Aisha, Abu Bakr, zum Nachfolger des Propheten. Er nahm den Titel Kalif an und begründete damit das Kalifat. Die Wahl war aber nicht unumstritten. Eine Minderheit war nämlich der Meinung, Mohammed habe seinen Cousin Ali ibn Abi Talib zum Nachfolger bestimmt.
Erst vier Kalifen
Gewählt wurden nur die ersten vier Kalifen. Sie werden auch "rechtgeleitete Kalifen" genannt. Der vierte war Mohammeds Cousin und Schwiegersohn Ali. Seine Ermordung im Jahr 661 besiegelte die Spaltung der islamischen Glaubensgemeinschaft in Sunniten und Schiiten. Den Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung im Jahr 910 mit der Gründung eines schiitischen Gegenkalifats der Fatimiden im heutigen Tunesien.
Mehrere Dynastien führten den Kalifentitel. Unter den Omayyaden, die in Damaskus residierten, erreichte das Islamische Weltreich im achten Jahrhundert seine größte Ausdehnung - von der Iberischen Halbinsel bis ins heutige Pakistan. In Bagdad herrschten zwischen dem Jahr 750 und 1268 die Abbasiden.
Die osmanischen Sultane übernahmen im Jahr 1460 den Kalifentitel. Nach dem Zerfall ihres Reiches wurde das Kalifat im Jahr 1924 in der republikanischen Türkei offiziell abgeschafft. Als letzter Kalif amtierte von 1922 bis 1924 Abdulmejid, der Vetter des vertriebenen letzten türkischen Sultans Mehmed VI.
Im Jahr 1924 beanspruchte der haschemitische Großscherif Hussein von Mekka (Ururgroßvater des heutigen jordanischen Königs Abdullah II.) ohne Erfolg das Kalifat. Einen weiteren Versuch, die erloschene Institution zu reanimieren, unternahm der ägyptische König Faruk, der 1952 gestürzt wurde. Im Jahr 1992 drohte dann auch der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddafi, sich zum Kalifen ausrufen zu wollen.
(APA)