Cameron sucht Versöhnung mit Juncker

Britain´s PM Cameron holds a news conference during an European Union leaders summit in Brussels
Britain´s PM Cameron holds a news conference during an European Union leaders summit in Brussels(c) REUTERS (PASCAL ROSSIGNOL)
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Der britische Premier gratulierte dem künftigen Kommissionspräsidenten zur Nominierung und will „mit ihm arbeiten“.

London/Brüssel. David Cameron will keine verbrannte Erde hinterlassen. Zwei Tage nachdem er zum Ende des EU-Gipfels in Brüssel frustriert erklärt hatte, es sei ein „schwerer Fehler“ gewesen, Jean-Claude Juncker zu nominieren, suchte er ein persönliches und versöhnliches Gespräch mit dem Luxemburger Christdemokraten. In einem Telefonat soll Cameron Juncker am Sonntag zur Nominierung als Kommissionspräsident gratuliert haben. Gemeinsam sei vereinbart worden, auf mehr Wettbewerbsfähigkeit der EU hinzuwirken, sagte ein Sprecher des britischen Premierministers. Juncker soll im Gegenzug eine „faire Lösung“ für Großbritannien angekündigt haben. In einem Interview mit dem „Daily Telegraph“ kündigte der Premier zudem an, er werde „mit ihm (Juncker, Anm.) arbeiten“.

Cameron erhielt postwendend Zuspruch aus Deutschland. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte in einem Interview mit der „Financial Times“, es sei unvorstellbar, dass Großbritannien aus der EU austrete. Und er versicherte Richtung London, dass es zwischen Deutschland und Großbritannien einen breiten Konsens in Fragen der Wirtschaft und Regulierung gebe.

Fidesz stimmt gegen Juncker

Neben Cameron hatte auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán beim EU-Gipfel gegen Juncker gestimmt. Orbán, der ehemals Vizevorsitzender der EVP war, gelang es weder in der Europäischen Volkspartei noch in der Runde der Staats- und Regierungschefs eine Alternative für Juncker durchzusetzen. Freilich ist nicht übermittelt, ob er konkrete Gegenvorschläge gemacht hat. Orbán kündigte nach dem EU-Gipfel an, dass seine Partei, die Fidesz, auch im Europaparlament gegen den Luxemburger stimmen werde. Fidez wird mit zwölf Abgeordneten im neuen Europaparlament vertreten sein. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2014)

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