Drogenparty: Staatsanwaltschaft bestätigt Mord

GRAZ: MORD BEI DROGENPARTY / TATORT
GRAZ: MORD BEI DROGENPARTY / TATORTAPA/ERWIN SCHERIAU
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Nach anfänglichem Schweigen zur Bluttat bei einer Party geben die Behörden Details bekannt: Ein 16-Jähriger soll einen Burschen getötet haben, eine 14-Jährige vergewaltigt worden sein. Doch noch sind viele Fragen offen.

Graz. Nun hat die Staatsanwaltschaft Graz ihr Schweigen gebrochen. Am Montag hat man nun offiziell die Tötung eines 16-Jährigen und die Vergewaltigung eines 14-jährigen Mädchens in Graz bestätigt, über die bereits in Medien zu lesen war. Der ebenfalls 16-jährige mutmaßliche Täter und sein Großvater, der bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben soll, sind in Haft. Die Leiche wurde noch nicht gefunden. „Vieles ist noch in Schwebe, wir haben noch kein Gesamtbild“, hieß es.

Am vergangenen Freitag waren erste Informationen über die Verbrechen, die sich am 22. Juni im Keller eines Altbaus im Bezirk Geidorf abgespielt haben sollen, an die Öffentlichkeit gelangt. Die Staatsanwaltschaft verhängte eine Nachrichtensperre, die ermittlungstaktisch, aber auch mit dem Alter der Involvierten begründet wurde. „Der Fall ist heikel, weil alles Jugendliche sind“, so der Leitende Staatsanwalt, Thomas Mühlbacher, am Montag. Das längere Schweigen der Justizbehörden ist in Paragraf12 der Strafprozessordnung (StPO) gesetzlich verankert. Justizbehörden können demnach, wenn es für sie geboten erscheint, ausgesprochen restriktiv mit Informationen während eines laufenden Ermittlungsverfahrens umgehen.

Leiche noch nicht gefunden

Was nunmehr offiziell mitgeteilt wurde, sind zunächst einmal die Festnahmen des mutmaßlichen Täters wegen Mordverdachts und seines Großvaters wegen Verdachts der Beweisunterdrückung und Störung der Totenruhe. Man habe in Begleitung des Seniors die Örtlichkeit bei Rabafüzes in Ungarn, wo die Leiche vergraben worden sein soll, abgesucht, sei bisher noch nicht fündig geworden, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher.

Bestätigt wurde von ihm, dass der Fall durch die Aussagen des Vergewaltigungsopfers gegenüber Ärzten ins Rollen kam. „Das hat sehr abenteuerlich geklungen“, so Bacher. Eine erste Hausdurchsuchung habe den Verdacht zunächst nicht erhärtet. Erst später sei man auf Spuren gestoßen, die auf einen gereinigten Tatort hinwiesen.

Doch nach wie vor sind noch zahlreiche Fragen offen. „Über den Tathergang können wir keine Details mitteilen, weil er noch nicht zweifelsfrei geklärt ist“, meinte Bacher. Er verwies darauf, dass eine Einvernahme der traumatisierten Zeugin noch nicht erfolgt sei. Und auch Aufschlüsse gerichtsmedizinischer Art – infolge der noch nicht gefundenen Leiche – gebe es noch keine. Dass der Schütze von seinem Bekannten zur Vergewaltigung gezwungen worden sei und er dann aus Rache zur Waffe gegriffen habe, wie kolportiert wurde, sei ihm zufolge nur „eine Version“.

Drogen? Keine Bestätigung

Eine allfällige Beteiligung der Mutter des 16-Jährigen, die zum Zeitpunkt der Geschehnisse in Bad Vöslau auf Kur war und mit deren Auto die Leiche von Enkel und Großvater abtransportiert worden sein soll, sei noch Gegenstand von Ermittlungen. Und: Dass bei der Party Drogen im Spiel waren, bestätigte man nicht. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2014)

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