Studenten: 80 Prozent arbeiten neben dem Studium

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Obwohl sehr viele Studenten arbeiten, kommen nur 40 Prozent der Befragten mit ihrem Geld aus, wie eine Studie belegt.

84 Prozent der Studenten arbeiten neben dem Studium, trotz des hohen Anteils an Berufstätigen kommen jedoch nur 43 Prozent mit ihrem Geld aus. Das zeigt eine Umfrage (6579 Befragte) im Auftrag von ÖH und Gewerkschaft, die am Dienstag präsentiert wurde. Die Studentenvertreter und Jugendgewerkschaft fordern von der Politik bessere Rahmenbedingungen.

"Immer mehr Studierende sehen die Notwendigkeit, neben dem Studium zu arbeiten", verwies ÖH-Sozialreferent Martin Hajek auf eine Steigerung des Anteils berufstätiger Studenten im Vergleich zu früheren Erhebungen. Die eigene Berufstätigkeit reicht jedoch oft nicht aus, damit die Studenten ihren Lebensunterhalt finanzieren können: Rund 47 Prozent in dieser Gruppe brauchen zusätzlich Unterstützung der Eltern, rund 31 Prozent sind auf Beihilfen (Familien-, Studienbeihilfe, Stipendien etc.) angewiesen. Der Anteil derer, die auf Studienbeihilfe oder Stipendien zurückgreifen kann, ist laut Hajek mit knapp elf Prozent dabei geringer als früher.

Nebenbei studieren oder nebenbei arbeiten?

Studienanfänger widmen sich laut der Befragung noch am ehesten Vollzeit der Hochschule, besonders ab dem dritten Semester arbeiten Studenten dann vermehrt. Dabei sehen 63 Prozent der Berufstätigen ihr Studium als Haupt- und die Arbeit als Nebentätigkeit, 29 Prozent meinten: "Ich arbeite und studiere nebenbei". Bei mehr als 65 Prozent der berufstätigen Studenten passt dabei der Nebenjob nur teilweise oder gar nicht zur Studienrichtung - es stehe also, wie ÖH-Generalsekretärin Julia Freidl (Verband Sozialistischer StudentInnen, VSStÖ) betont, der Verdienst im Vordergrund und nicht Berufserfahrung.

Ein Drittel der berufstätigen Studenten (33 Prozent) arbeitet der Studie zufolge bis zu zehn Wochenstunden (v.a. Medizin-Studenten), fast ebenso viele wenden mehr als 20 Wochenstunden für Arbeit auf (v.a. Mathematik, Informatik, Rechtswissenschaft). Nach Hochschultypen sind Studenten an Unis am häufigsten berufstätig (89 Prozent), gefolgt von jenen an Pädagogischen Hochschulen (PH; 87 Prozent). Am wenigsten sind es an den Fachhochschulen (FH; 59 Prozent) - aus Hajeks Sicht ein überraschendes Ergebnis: Immerhin gibt es dort eigens berufsbegleitende Studien, straffe Studienpläne würden aber offensichtlich Berufstätigkeit erschweren.

Die Häfte arbeitet nur geringfügig

Der weitaus größte Anteil (rund 64 Prozent) gibt dabei an, über einen Dienstvertrag zu verfügen. Nur eine Minderheit, vor allem Studenten mit geringer Wochenarbeitszeit, ist demnach über einen Freien Dienstvertrag oder Werkvertrag (zwölf bzw. vier Prozent) beschäftigt. Insgesamt gibt jeweils etwa ein Drittel an, kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, keinen Urlaubsanspruch und keinen Anspruch auf bezahlten Krankenstand zu haben. Fast die Hälfte (45 Prozent) der berufstätigen Studenten arbeitet nur innerhalb der Geringfügigkeitsgrenze. Erschreckend findet die GPA-djp, dass 19 Prozent nicht wissen, welches Dienstverhältnis sie haben.

"Das Beihilfensystem und die Hochschulen müssen an die Bedürfnisse berufstätiger Studierender angepasst werden", forderte Freidl. Die Studienförderung sei derzeit "unterhalb jeglichen Existenzminimums". Es seien zuletzt zwar erste Verbesserungen erfolgt, allerdings stehe etwa noch immer eine Inflationsanpassung aus. Für berufstätige Studenten solle der Status "Teilzeitstudierender" eingeführt werden: Diese sollen nur die Hälfte der Leistungen nachweisen müssen und doppelt so lange Zeit für das Studium erhalten, aber nur auf die Hälfte der Beihilfen Anspruch haben.

Außerdem will Freidl, dass die Regierung dafür sorgt, dass Studenten künftig auch bei Praktika kollektivvertragliche Entlohnung erhalten. Im Kampf gegen prekäre Arbeitsverhältnisse will GPA-djp-Jugendsekretär Helmut Gotthartsleitner die Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen: In einer "Aktion Scharf" sollen Betriebsinspektorat und Sozialversicherung etwa kontrollieren, wie viele Stunden Personen mit geringfügigem Dienstverhältnis tatsächlich eingesetzt werden.

(APA)

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