Frankreich: Sarkozy geht in die Gegenoffensive

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In einem TV-Interview stellt sich Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy als Opfer einer politischen Intrige dar und weist die Vorwürfe der Bestechung zurück.

Paris. Ohne auch nur einen Tag verstreichen zu lassen hat der frühere französische Staatspräsident, Nicolas Sarkozy, zum Gegenschlag ausgeholt: Noch am Mittwochabend wies er in einem TV-Interview das gegen ihn eingeleitete Ermittlungsverfahren wegen Richterbestechung als böswillig zurück.

Sarkozy appellierte an die Sympathie der Zuschauer, bei denen er auf seine ungebrochene Popularität hofft. Allen Franzosen und Wählern, die ihn unterstützt hätten, wolle er sagen, dass er „nie ihr Vertrauen verraten“ oder „etwas getan habe, das den Grundsätzen des Rechtsstaates zuwiderlaufe“. Er sei Opfer einer politischen Intrige und einer „Instrumentalisierung eines Teils des Justizapparats“, sagte er in diesem Gespräch, das in seinem Pariser Büro aufgezeichnet worden war.

Seinem bekannten Stil entsprechend wählte Sarkozy den frontalen Angriff als Verteidigungstaktik. Er attackierte in ungewöhnlich heftiger und direkter Weise die beiden Untersuchungsrichterinnen, die am Mittwoch das Ermittlungsverfahren gegen ihn eröffnet haben. Eine von ihnen sei bekanntlich Mitglied der Richtergewerkschaft, was für ihn bedeute, dass sie politisch voreingenommen sei. Der Ex-Präsident beklagte sich über die Behandlung während des Polizeigewahrsams: Er hätte gewünscht, dass ihn diese beiden Damen auf andere Weise befragt hätten. Er vermutet hinter ihrer Attitüde eine „politische Obsession, den Mann gegenüber zu zerstören“.

Alles ein Komplott

Sarkozy beklagte sich weiter: Er sei „zutiefst schockiert“ darüber, dass seine privaten Telefongespräche abgehört und veröffentlicht worden seien. Nichts in seinem Dossier lasse den Schluss zu, dass „schwerwiegende und sich verdichtende Indizien“ gegen ihn vorlägen. Sonnenklar ist für ihn dagegen, dass man ihn zu Fall bringen wolle und dass die Linksregierung nicht unbeteiligt gewesen sein kann. Er erwähnte namentlich Justizministerin Taubira, die „gelogen“ habe, als sie sagte, sie habe von seiner telefonischen Überwachung nichts gewusst.

Die Reaktionen auf Sarkozys Fernsehshow waren laut Umfragen sehr zwiespältig: Zwei Drittel (65 Prozent) der Franzosen wünschen heute nicht, dass er in die Politik zurückkommt. Bei seinen Sympathisanten sieht die Sache umgekehrt aus: 72 Prozent hoffen auf sein Comeback. Auf die Frage, ob er trotz dieser Ermittlungen seine Rückkehr in die Politik vorbereite, antwortete Sarkozy ausweichend. Ob er sich im Herbst um den Parteivorsitz der UMP bewerben will, werde er Ende August entscheiden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2014)

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