Offline im Urlaub: Ferien im Funkloch

Handyverbot
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Netzfreie Hotels, kein Telefonanschluss auf dem Zimmer, Urlaub in Regionen ohne Handyempfang – Zwangsentwöhnung von der Erreichbarkeit als Urlaubstrend.

WLAN gibt es mittlerweile ohnehin fast überall. Kein Wunder also, dass mittlerweile selbst Backpacker ständig auf ihr Handy oder Tablet schauen, während sie mit dem Fahrrad durchs Mekong-Delta fahren. Doch während Internetzugang mittlerweile fast schon zum Standard wird, gibt es mittlerweile auch schon eine Gegenbewegung zur ständigen Erreichbarkeit. „Offline-Urlaub“ ist das Schlagwort, das sich Hotels, Tourismusverbände oder sogar ganze Regionen auf die Fahnen schreiben. Die Idee dahinter: Bewusst nicht erreichbar sein, damit man gar nicht erst in Versuchung kommt, während des Urlaubs schnell die Mails zu checken oder auf Facebook mitzuteilen, wo man sich gerade herumtreibt.

In Österreich bewirbt etwa der Steiermark-Tourismus den Offline-Urlaub als eigene Kategorie – und das in eigens dafür eingerichteten Betrieben, die absolut handyfreie Zonen sind. Internetzugang gibt es nicht im Zimmer, sondern nur in öffentlichen Bereichen, Fernseher und Radio im Zimmer sind deaktiviert, so wie auch der Wecker. Abgesehen davon darf in den Speiseräumen nur klassische oder Entspannungsmusik laufen, und Zusatzangebote wie „In sich hinein hören“ sollen auch angeboten werden. Da das Offline-Angebot im Sommer 2012 gut angelaufen ist, hat der Steiermark-Tourismus mittlerweile auch ein eigenes Winterangebot im Programm.

Mehrere Hotels bieten auch eigene „Digital Detox Packages“ (Digitale Entgiftung) an – im Renaissance Pittsburgh Hotel etwa geben alle Gäste, die dieses Paket buchen, beim Check-in ihre Laptops, Handys und andere digitalen Geräte am Empfang ab. In den Zimmern werden Telefon, Fernseher und Dockingstations für das iPhone entfernt – als Ersatz werden Brett- und Kartenspiele angeboten. Das Westin in Dublin wiederum offeriert einen Stadtplan aus Papier, Entspannungskerzen und eine gedruckte Zeitung.

Abgesehen von derartigen Angeboten, die auf Freiwilligkeit beruhen, gibt es aber auch zahlreiche Orte, an denen es schlicht kein Handynetz gibt. In der näheren Umgebung bietet sich etwa die eine oder andere Almhütte an – da es in den Bergen oft kein flächendeckendes Handynetz gibt, gibt es durchaus noch einige Hütten im Funkloch zu mieten. Unter dem Namen Almness werden etwa in den Lungauer Nockbergen mehrere Selbstversorgerhütten betrieben, die auch mit dem „Privileg der Unerreichbarkeit“ beworben werden. Wer hier telefonieren will, muss zunächst etwa fünf Minuten bergauf gehen, um wieder ein Netz zu haben.


Klingelfreier Urlaub. Auch in anderen Ländern gibt es Gegenden, in denen es nicht überall Handyempfang gibt. Das Reiseportal lastminute.de nennt in der Rubrik „Klingelfreier Urlaub“ etwa Lombok im Osten von Bali, diverse entlegene Orte in Island so wie auch Australiens Outback oder die Wüste von Namibia.

Schließlich bleibt noch die Möglichkeit, auf technischem Weg digitale Enthaltsamkeit zu üben – etwa mit der App Freedom. Beim Start gibt man ein, wie lange man offline sein will. Für diese Zeit gibt es keinen Netzzugang mehr. Allerdings – mit einem Neustart des Handys lässt sich die App austricksen. Dann vielleicht lieber doch in die namibische Wüste fahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2014)


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