Al-Bagdadi fordert "Gehorsam" von Muslimen

Der irakische Jihadisten-Chef Abu Bakr al-Bagdadi
Der irakische Jihadisten-Chef Abu Bakr al-BagdadiEPA/FURQAN MEDIA
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In einem im Internet verbreiteten Video rief der irakische Jihadisten-Chef die Muslime in aller Welt zum "Heiligen Krieg" auf.

Gut eine Woche nach der Ausrufung eines "Kalifats" im Irak und in Syrien hat der irakische Jihadisten-Chef Abu Bakr al-Bagdadi den "Gehorsam" aller Muslime eingefordert. In einem am Samstag im Internet verbreiteten Video rief al-Bagdadi die Muslime in aller Welt zum "Heiligen Krieg" auf.

Eine Einigung der politischen Elite des Iraks im Kampf gegen die Jihadisten ist inzwischen weiterhin nicht absehbar. Die Videoaufnahme, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnte, zeigt den Anführer der radikalsunnitischen Gruppe Islamischer Staat (IS) bei einer Predigt am Freitag in der al-Nur-Moschee im nordirakischen Mossul. Gekleidet in schwarzem Gewand und schwarzem Turban bezeichnete sich al-Bagdadi als "Anführer" ("Wali") der Muslime. "Gehorcht mir so wie ihr in eurem Inneren Gott gehorcht", sagt al-Bagdadi vor seinen Anhängern. Lange hatte er die IS aus dem Schatten heraus dirigiert, Bilder des Jihadistenführers sind rar.

Heiligtümer und Moscheen vernichtet

Fotoaufnahmen, die IS ins Internet stellte, zeigen zudem das Werk der Zerstörung, das die Extremisten in Mossul angerichtet haben. Zahlreiche Heiligtümer und Moscheen in der Stadt und der umliegenden Region wurden vernichtet. Planierraupen walzten mindestens vier sunnitische oder sufistische Schreine platt. Mehrere schiitische Moscheen wurden gesprengt. Anwohner bestätigten die Zerstörungen. Nach ihren Angaben wurden zwei Kirchen von den Extremisten besetzt.

Die Fotoserie der Extremisten hat den Titel "Zerstörung von Schreinen und Idolen im Staat Ninive". Die Jihadisten hatten vor einem Monat das lange Zeit multireligiöse Mossul und anschließend fast die ganze Provinz Ninive sowie Teile von vier weiteren Provinzen nördlich und westlich von Bagdad erobert.

Für das von ihnen eroberte Gebiet rief die IS, die sich vormals Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (Isis) genannt hatte, einen islamischen Gottesstaat aus. Das "Kalifat" erstrecke sich von der Region Aleppo im Norden Syriens bis zur Region Dijala im Osten des Irak.

Der einflussreiche Prediger Jussef al-Karadawi erklärte am Samstag, das Kalifat verstoße gegen das islamische Recht. Die Einführung eines grenzüberschreitenden Gottesstaats sei zwar wünschenswert, das Vorgehen der Extremisten sei aber nicht vereinbar mit der Scharia, erklärte der in Katar ansässige al-Karadawi. Einem Kalifat müsse die Gesamtheit der Muslime zustimmen. Der Titel könne nicht von einer einzigen Gruppierung beansprucht werden.

Militärisch stoßen die IS-Kämpfer dagegen kaum auf Widerstand. Die Gegenoffensive der irakischen Armee zur Rückeroberung von Tikrit stagniert. In Bagdad beharrt der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki nach seinem Wahlsieg darauf, im Amt zu bleiben. Die Bildung einer Einheitsregierung, die die Vertreter der sunnitischen Minderheit Iraks einschließt, lehnt er ab. Am Dienstag soll das Parlament zusammentreten, um einen Vorsitzenden sowie den neuen Präsidenten des Iraks zu wählen. Dieser muss dann den künftigen Ministerpräsidenten nominieren.

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