Jugendschutz: Wie gefährlich sind E-Shishas?

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E-Shishas werden unter Jugendlichen immer beliebter und gelten als Einstieg in den Tabakkonsum. Ärzte fordern daher ein österreichweites Verbot für unter 16-Jährige.

Wien. Zwei Bundesländer haben bereits die Reißleine gezogen. Nachdem in Salzburg seit Jänner der Kauf und Konsum von Wasserpfeifen für unter 16-Jährige per Jugendschutzgesetz verboten ist, zog am Donnerstag Oberösterreich nach. Auch in der Steiermark und in Vorarlberg wird darüber nachgedacht.

Vom Verbot betroffen sind nicht nur die klassischen Wasserpfeifen, sondern auch die zunehmend beliebteren E-Shishas, die aufgrund des fehlenden Nikotins sowie Tabaks nicht unter das Tabak- bzw. Arzneimittel- und Medizinproduktegesetz fallen und daher ohne Altersbeschränkung verkauft werden dürfen. E-Shishas bestehen aus einem elektrisch beheizten Pen, der süßliche Flüssigkeiten verdampft, die der Raucher inhaliert.

Einstieg in Tabakkonsum

Mit Aromasorten wie Erdbeere, Kokos und Apfel wirken die kugelschreibergroßen Glimmstängel ungefährlich. Aber wie harmlos sind sie wirklich? „Eine verlässliche Einschätzung der gesundheitlichen Auswirkungen ist aufgrund der wenigen vorliegenden Studien derzeit nicht möglich“, sagt Bernd Thurner von der Grazer Fachstelle für Suchtprävention, VIVID. Dort werden seit Jahresbeginn verstärkt Anfragen von Eltern und Lehrern registriert.

Unklar sei bisher, ob Substanzen, „die für die orale Aufnahme als unbedenklich gelten, auch bei wiederholter, langfristiger Inhalation ungefährlich sind“, so Thurner. Für den Herstellungsprozess würden „jegliche Normen und Standards“ fehlen. Vor allem aber würden E-Shishas „einen Einstieg in den Tabakkonsum“ darstellen: „Die süßen und fruchtigen Aromen sind für Kinder und Jugendliche attraktiv, die Verwendung ahmt echte Tabakprodukte in verharmlosender Form nach.“

Erst vor Kurzem hat eine Grazer Mittelschule das Rauchen von E-Shishas auf dem Schulgelände untersagt. Nun wird auch vonseiten des Landes ein Verbot überprüft. „Wir kennen die Problematik. Im Rahmen der laufenden Evaluierung des erst im Vorjahr in Kraft getretenen neuen Jugendschutzgesetzes wird das Thema sicherlich auch aufs Tapet kommen“, heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrates, Michael Schickhofer (SPÖ). Demnach könnte ein Verbot frühestens 2015 kommen.

Auch Lungenfachärzte warnen vor den „neuen Formen“ des Rauchens. E-Zigaretten und E-Shishas würden vor allem bei Jugendlichen als harmlosere Alternative zu Zigaretten gelten und Nichtraucher „verführen“. Ein Drittel der jugendlichen E-Zigaretten-Raucher habe zuvor keine Tabakzigaretten konsumiert. „Die Varianten des Rauchens werden immer vielfältiger, die Gefahren aber nicht geringer“, meint Martin Trinker, Arbeitskreisleiter für Pneumologische Rehabilitation und Rauchertherapie der österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP).

Europäischer Spitzenwert

Er weist auf eine Studie über die Lebensgewohnheiten Jugendlicher und junger Erwachsener in Österreich hin, wonach 27 Prozent (33 Prozent der Frauen, 20 Prozent der Männer) rauchen und damit eine europäische Spitzenposition belegen. Laut von der OECD publizierten Daten rauchen 25 Prozent der männlichen und 29 Prozent der weiblichen 15-Jährigen zumindest einmal wöchentlich.

„Obwohl die klassischen Verbrennungsschadstoffe dabei wegfallen, ist bisher unklar, welche anderen Stoffe unter Hitze entstehen und wie sich die Inhalation von E-Zigaretten und E-Shishas langfristig gesundheitlich auswirkt“, sagt Trinker. Wollte man ein Pharmazeutikum für die Lunge auf den Markt bringen, gebe es eine jahrelange Testphase, um die Risken zu kennen. Umso erstaunlicher sei es, wie leicht zugänglich E-Shishas sind. Ein Verbot für unter 16-Jährige hält er für „absolut sinnvoll“.

Relativ unbeeindruckt zeigt man sich vor solchen Warnungen in Wien, wo ein Verbot derzeit kein Thema ist. „Obwohl uns das Phänomen natürlich bekannt ist, sehen wir in Wien bis dato kein relevantes Problem im Sinn einer dramatischen Zunahme an Jugendlichen, die E-Shishas rauchen“, sagt Hans Haltmayer, Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien.

Über die gesundheitlichen Folgen, die von den Verantwortlichen seitens der Stadt genau beobachtet würden, gebe es zwar viele Bedenken und Theorien, aber keine gesicherten Ergebnisse. „Und“, so Haltmayer, „eine starke Maßnahme wie ein Verbot sollte auf Basis von starken Ergebnissen erfolgen.“

IN KÜRZE

E-Shishas bestehen aus einem elektrisch beheizten Pen, der süßliche Flüssigkeiten verdampft, die inhaliert werden. Da die immer beliebter werdenden E-Shishas weder Nikotin noch Tabak enthalten, fallen sie nicht unter das Tabak- und Arzneimittelgesetz. Kritiker warnen davor, dass E-Shishas vor allem Jugendlichen den Einstieg in den Tabakkonsum erleichtern. Auch seien die gesundheitlichen Folgen nicht erforscht. Salzburg und Oberösterreich haben den Kauf und Konsum für Jugendliche unter 16 Jahren verboten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2014)

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