Jetzt auch mit Anhang :)

Oft spielt das Gehirn mit uns
Oft spielt das Gehirn mit uns(c) EPA (Frank Rumpenhorst)
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Da gibt es diese kleinen unlogischen Handlungen.

Beim Schreiben zum Beispiel, wenn klar wird, dass es sehr knapp wird, ein langes Wort noch in die gleiche Zeile zu bekommen – und die Finger plötzlich um einen Deut schneller auf die Tasten klopfen, in der irrigen Hoffnung, durch die Tippgeschwindigkeit den Cursor überlisten zu können, auf dass er nicht in die nächste Zeile springt. Genauso unlogisch, wenn der Mauszeiger sich in Richtung eines Buttons bewegt – und der Finger just in jenem Moment auf die Maustaste drückt, in dem der Zeiger gerade noch nicht oder nicht mehr über dem richtigen Feld steht. Dieses Phänomen mag auch mit ein Grund dafür sein, dass E-Mails zu früh abgeschickt werden. Und hinterher die wohl häufigste Phrase des E-Mail-Verkehrs nachgeschickt werden muss: „Jetzt auch mit Anhang :)“ Mit Smiley danach. Immer.

Das wiederum erinnert an den Klassiker der scherzhaften Briefliteratur – wenn am Ende der Nachricht der ewige Schenkelklopfer folgt: „Wollte noch Geld mitschicken, habe aber leider das Kuvert schon zugeklebt.“ Fällt etwa in die Kategorie von „ich schreibe langsam, weil ich weiß, dass du nicht schnell lesen kannst“. In der Telekommunikation gipfelt diese Unlogik darin, dass Telefonierer glauben, die Distanz zum Gesprächspartner durch Lautstärke überwinden zu müssen – das übrigens vorwiegend in der U-Bahn. Und womöglich wird die kommunikative Mehrwegdarbietung auch noch durch wildes Gestikulieren mit den Händen unterstützt. Was das Gegenüber ja ohnehin nicht sehen kann.

Offenbar brauchen wir das. So wie wir glauben, dass der Aufzug schneller kommt, wenn wir möglichst oft auf den Knopf drücken. Wie wir wie wild mehrmals die „Bestätigen“-Taste beim Bankomaten betätigen, damit das Geld schneller aus dem Schlitz kommt. Und annehmen, dass die Straßenbahn genau deswegen in diesem Moment in die Station einfährt, weil man sich gerade eine Zigarette angezündet hat. Apropos, wussten Sie eigentlich, dass das das Gehirn automatisch unnötige Informationen ignoriert? So wie zum Beispiel auch das zweite „das“ im obigen Satz.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2014)

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