NSA speichert intime Details normaler US-Bürger

Auge auf USA Fahne mit NSA Symbol US Spionageprogramme
Auge auf USA Fahne mit NSA Symbol US Spionageprogrammeimago/Christian Ohde
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Neun von zehn Personen, die von der NSA überwacht wurden, waren gewöhnliche Internetnutzer. Dabei macht der Geheimdienst auch nicht vor intimen Details halt.

Monatelange Recherchen der Washington Post verdeutlichen, in welchem Ausmaß gewöhnliche Internetznutzer ausspioniert werden. Die Zeitung wertete tausende elektronische Daten aus der ersten Amtszeit von US-Präsident Barack Obama aus, die ihr vom ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden zugespielt worden waren.

Dem Bericht zufolge waren neun von zehn der erfassten Internetnutzer "nicht die erwünschten Überwachungsziele, aber in einem Netz gefangen, das für jemand anderen ausgeworfen wurde." Nicht nur Metadaten, beispielsweise über E-Mails und Chats, wurden gesammelt, sondern auch konkrete Informationen über das Leben unzähliger unbescholtener Bürger.

"Nutzlose" Informationen tausender Bürger gespeichert

Eigentlich darf die NSA nur Ausländer observieren, die sich nicht in den USA befinden. Sollen dennoch US-amerikanische Staatsbürger überwacht werden, ist dies nur unter hinreichendem Verdacht mit einer Genehmigung eines Sondergerichts gestattet. Daten von nicht verdächtigten amerikanischen Bürgern, die zufällig erhoben wurden, müssen unkenntlich gemacht werden.

In der Praxis hingegen sieht das oft anders aus. Die NSA hatte zwar 65.000 Bezüge zu US-Bürgern "maskiert", um die Privatsphäre der betreffenden Personen zu schützen. Allerdings fanden sich in dem Datensatz laut Washington Post auch 900 zusätzliche E-Mail Adressen, die identifiziert werden konnten. Diese enthielten Dokumente, die von den Beamten zwar "nutzlos" eingestuft, aber dennoch aufbewahrt wurden. Dazu zählten private Informationen über Liebesgeschichten, unerlaubte Beziehungen, psychische Probleme oder finanzielle Sorgen. Auf diese Weise wurde das Leben von mehr als 10.000 US-Bürgern scheinbar grundlos dokumentiert.

Zufällige Kontakte ausreichend

Um auf die Radare des US-Geheimdienstes zu kommen, war oftmals nur ein Zufall ausreichend. So wurden Daten von Personen gespeichert, die sich im selben Chatroom wie eine Zielperson aufhielten. Selbst dann, wenn sie sich dort nicht aktiv beteiligten, sondern nur beobachteten. In manchen Fällen wurden alle Personen mit der selben IP-Adresse eines Computerservers erfasst, der von hunderten Internetnutzern benutzt worden war.

Neben intimen Details fand die Washington Post in dem Datensatz allerdings auch verwertbare Informationen. Sie berichtet unter anderem über ein geheimes Atomprojekt im Ausland sowie die Identitäten von Hackern, die US-Netzwerke angriffen. Außerdem führten die Ermittlungen zur Verhaftung mehrerer Terrorverdächtigen.

>> Zum Bericht in der Washington Post

(APA/AFP/Red.)

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