Das Jazzfest Wien muss sich jetzt endlich ändern

Kraut und Rüben im Opernhaus, das ist zu wenig für ein subventioniertes Festival.

Das Jazzfest Wien 2014 ist vorbei, und, nein, es war auch heuer nicht durchwegs fad. Es war nur, wie nun schon so viele Jahre lang, so uninspiriert und unoriginell programmiert, dass man ohne Bosheit fragen darf: Wieso wird just diese Veranstaltungsreihe mit immerhin 300.000 Euro subventioniert? Es kann doch nicht sein, dass es gerade in Wien für Konzerte mit Mainstream-Künstlern wie den Pet Shop Boys oder Al Jarreau öffentlicher Förderungen bedarf. Um nicht missverstanden zu werden: Das Problem ist nicht, dass das Jazzfest die Grenzen des Genres Jazz überschreitet, das wäre völlig okay. Das Problem ist, dass es wahllos Kraut und Rüben auf dem Acker der U-Musik klaubt. Dass es so gut wie ausschließlich Künstler nimmt, die halt gerade auf Tour sind.

Und die Staatsoper? Ist es nicht das Fördergeld wert, wenn Konzerte in diesem „exklusiven“ Ambiente stattfinden? Nein. Dass Jazzer und Disco-Stars in „Tempeln der Hochkultur“ auftreten, wie man in den Neunzigerjahren gern sagte, war damals vielleicht noch originell. Heute ist es ganz normal. Und wenn die Staatsoper im Sommer ihr Budget mit dem Veranstalten von Popkonzerten aufbessern will, kann sie das auch ohne Jazzfest tun.

Aber kann man heute überhaupt noch ein spannendes Jazzfest programmieren? Ist der Jazz nicht schon zu müde dazu? Tatsächlich, es ist nicht leicht. Doch das Festival in Saalfelden zeigt, dass und wie es geht. Und wenn man schon über den Jazz hinausgeht, dann kann man auch nach Krems blicken, wo Tomas Zierhofer-Kin beim Donaufestival alljährlich vorführt, wie aufregend ein U-Musik-Festival (um bei dem problematischen, aber halbwegs klaren Begriff zu bleiben) sein kann. Eine andere Möglichkeit wäre es, die österreichische Szene aktiv einzubinden und nicht nur lieblos am Rand zu präsentieren.

Eines ist klar: Das Jazzfest Wien muss sich ändern. Die Wiener Kulturpolitik sollte schnell damit beginnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2014)

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