Uruguay: Präsident will Cannabis-Verkauf verschieben

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Wegen "praktischer Schwierigkeiten" wird die Legalisierung von Marihuana auf nächstes Jahr verschoben. Registrierte Uruguayer ab 18 Jahren sollen bis zu zehn Gramm Marihuana pro Woche kaufen können.

Der Präsident von Uruguay, Jose Mujica, hat eine Verschiebung der geplanten Cannabis-Legalisierung auf das kommende Jahr angekündigt. "Es gibt praktische Schwierigkeiten", sagte Mujica am Mittwoch. Er begründete die Verzögerung der ursprünglich für Dezember geplanten Verkaufsfreigabe unter anderem mit einer fehlenden Software zur Regulierung des künftig vom Staat verantworteten Marihuana-Handels.

Das lateinamerikanische Land hatte Ende 2013 als erster Staat der Welt den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert. Mujica begründete den umstrittenen Schritt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP mit dem erfolglosen Kampf gegen den illegalen Drogenhandel. Registrierte Uruguayer ab 18 Jahren sollen künftig bis zu zehn Gramm Marihuana pro Woche in der Apotheke kaufen können. Die Vereinten Nationen äußerten scharfe Kritik an der Neuregelung.

Verbot mache "Gras" für Junge reizvoller

Im Gespräch mit AFP verteidigte Mujica erneut die umstrittene Entscheidung und distanzierte sich zugleich von der US-Drogenpolitik. Es gehe nicht darum, Menschen zum Konsum der Droge zu ermutigen. "Aber wenn wir weiter so ein Geheimnis darum machen, wird es für junge Menschen nur umso reizvoller", sagte Mujica. Der ehemalige Guerillero bezeichnete den Drogenkonsum zugleich als "Teil der menschlichen Dummheit".

Mujica betonte, dass Uruguay den Drogenhandel ganz bewusst nicht dem freien Markt überlasse. "Denn wenn sich der Markt darum kümmert, will er so viel wie möglich verkaufen." Das uruguayische Gesetz sieht dagegen nicht nur eine Begrenzung der Verkaufsmenge vor, sondern auch eine Obergrenze von 15 Prozent für den Rausch-Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), die legales Cannabis maximal enthalten darf. Die Behörden rechnen auf Grundlage des durchschnittlichen Marihuana-Konsums im Land mit einer Nachfrage von 18 bis 22 Tonnen Cannabis pro Jahr.

Mit Blick auf die jüngste Legalisierungswelle in mehreren US-Bundesstaaten sagte Mujica: "Sie liberalisieren Dinge mit einer beängstigenden Verantwortungslosigkeit." Uruguay werde den Verkauf dagegen umsichtig freigeben. Sollte sich die Maßnahme als Fehler erweisen, "dann machen wir es eben rückgängig, volle Fahrt zurück", sagte der 79-Jährige. Es gebe keinen Grund zu extremen Positionen in der Legalisierungsfrage.

(APA)

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