Der Energiekonzern Verbund halbiert seine heurige Ergebnisprognose von 150 auf 70 Millionen Euro. Kraftwerksstillegungen belasten.
Der börsennotierte Energieversorger Verbund erwartet heuer weniger Gewinn als bisher angenommen: Das Konzernergebnis wird nun mit rund 70 Millionen Euro erwartet, bisher lautete die Prognose auf 150 Millionen Euro, teilte das Unternehmen heute, Donnerstag, ad hoc mit. Gründe dafür seien die niedrige Wasserführung, das weiterhin schwierige Marktumfeld sowie Effekte aus den Stilllegungsbeschlüssen der thermischen Kraftwerke. Die Erwartung für das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wird von 850 auf rund 690 Millionen Euro heruntergeschraubt.
Die geplante Dividende orientiere sich unverändert an einer Ausschüttungsquote von rund 50 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses. Dieses werde 2014 rund 150 Millionen Euro betragen. Bisher war der Verbund von einem um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnis von 190 Millionen Euro ausgegangen.
Kraftwerke stillgelegt
Der Verbund hat neben den Belastungen für den Gewinn auch Entlastungen bekannt gegeben. Ergebnisverbessernd in Summe von 48 Millionen Euro wirkten Beteiligungsbereinigungen, weitere Aufwandsentlastungen aus dem Sparprogramm sowie die Fokussierung auf Investitionen. Die geplanten Kraftwerksstilllegungen werden das Konzernergebnis mit 36 Millionen Euro belasten, das EBITDA mit 118 Millionen Euro.
Zeitweise stillgelegt werden die Gas-Kombikraftwerke im steirischen Mellach sowie Pont-Sur-Sambre und Toul in Frankreich, geschlossen das Steinkohlekraftwerk in Dürnrohr (Niederösterreich) sowie das ölbefeuerte Fernheizkraftwerk Neudorf/Werndorf II (Steiermark). Damit verbunden seien Aufwendungen für die temporäre bzw. endgültige Schließung bzw. auch für Neubewertungen der temporär stillgelegten thermischen Kraftwerke, so der Verbund in seiner heutigen Ad-hoc-Mitteilung.
Druck auf europäische Strompreise
Stärker als geplant belastet werde das Ergebnis durch das schwierige energiewirtschaftliche Umfeld und den anhaltenden Druck auf die europäischen Stromgroßhandelspreise. Abgeschrieben habe man weiters Vorprojektkosten für einen Windpark in Rumänien sowie einen Teil der Nettoinvestitionen in die albanische Energji Ashta. In Summe werden die Belastungen mit 41 Millionen Euro für das Konzernergebnis und mit 45 Millionen Euro auf das operative EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) angegeben.
Die niedrige Wasserführung wirkt sich auf das Konzernergebnis mit 16 Millionen Euro negativ aus, auf das EBITDA mit 29 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr sei die Wasserführung um sieben Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt gelegen. Damit habe man die Planungsannahme für ein insgesamt durchschnittliches Wasserdargebot für das Gesamtjahr nicht aufrechterhalten können. Für das Restjahr werde eine durchschnittliche Wasserführung angenommen.
"Massive regulatorische Eingriffe"
Die Anpassung des Ergebnisausblicks sei "Ergebnis eines nicht funktionierenden gesamteuropäischen Strommarkts, der durch massive regulatorische Eingriffe" gekennzeichnet sei, so der Verbund. Die starke Überförderung der neuen erneuerbaren Energien, ein nicht funktionierender CO2-Markt und massive Überkapazitäten in der Stromerzeugung übten einen "enormen Druck auf die Profitabilität europäischer Energieversorger" aus. Der Verbund steuere mit der Restrukturierung bei den kalorischen Kraftwerken, Kostensenkungsprogrammen und einer Fokussierung des Investitionsprogramms entgegen.
Die Verbund-Aktie gab nach der Gewinnwarnung nach und notierte zu Mittag in einem insgesamt schwachen Markt mit 14,295 Euro um 3,3 Prozent unter dem Vortagesschluss.
(APA)