Eine Ausweisung unter Freunden

Nun war es sogar den duldsamen Deutschen zu viel der Spionage.

Geheimdienstler eines anderen Landes ausweisen, das gehört zur diplomatischen Folklore zwischen den Rivalen USA und Russland. Unter Freunden tut man so etwas nicht. Aber unter Freunden, so sprach auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, spioniert man sich auch nicht aus: „Das geht gar nicht."

Ging es aber doch, und zwar ziemlich gut, wie wir seit einem Jahr aus den Papieren Edward Snowdens wissen. Und seit einer Woche durch die Affäre um zwei Zuträger der CIA aus dem deutschen Staatsdienst.

Auf den ersten Blick gibt es da eine kognitive Dissonanz: Innenminister Thomas de Maizière erklärt gerade, dass die geflossenen Informationen „lächerlich" seien, Finanzminister Wolfgang Schäuble macht sich lustig über die „Dummheit" der CIA - und dann wird der verantwortliche US-Geheimdienstler de facto ausgewiesen. Offenbar war aber diese letzte Affäre der Tropfen, der das Fass der Berliner Geduld überlaufen ließ, nachdem man die Skandale zunächst kleingeredet hatte und später mit der höflichen Bitte um Aufklärung auf den berühmten Washingtoner Marmor gebissen hat.

Besser eine späte, symbolische Reaktion als keine, könnte man nun sagen. Stimmt schon, solange darüber nicht etwas für Berlin sehr Unangenehmes in Vergessenheit gerät: die Hilfe deutscher Dienste beim Ausspähen der eigenen Bürger.

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