Macy's: Neuer Glanz für die globale Kundschaft

File of people reflected in a window outside Macy's department store in New York
File of people reflected in a window outside Macy's department store in New YorkREUTERS
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Die verbliebenen traditionellen Kaufhäuser in New York setzen auf Luxuswaren und ihr weltweites Renommee.

Ein Jahrzehnt lang war er geschlossen, seit vergangenem Winter ist er wieder geöffnet: der Haupteingang zum 112 Jahre alten Kaufhaus Macy's an der 34th Street in Manhattan, bekannt aus dem Weihnachtsfilm „The Miracle on 34th Street“ und von der jährlichen Parade, die Macy's zu Thanksgiving über den Broadway ziehen lässt.

Durch einen zweistöckigen Granitbogen schreitet die Kundschaft nun in sieben Meter hohe Hallen, vorbei an zwei Messingtafeln, die an den Tod der einstigen Macy's-Eigentümer Ida und Isidor Straus auf der Titanic und an jene Mitarbeiter erinnern, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Drinnen angekommen ist jedoch viel vom alten Art-déco-Glanz verschwunden: Die Räume sind nüchtern, die Säulen von Schnörkeln befreit, weiße Sachlichkeit soll den Blick auf das Wesentliche richten: die Ware.

Und zwar ziemlich teure Ware. Denn das Ziel der 400 Millionen Dollar (294 Millionen Euro) teuren Renovierung dieses Flaggschiffs im Macy's-Konzern ist es, sich so gut wie komplett im gehobenen Preissegment bis hinauf zu Luxusgütern zu etablieren.

Gucci, Prada, Louis Vuitton, Geschäftslokale, die von Stararchitekten wie Rem Kohlhaas gestaltet werden, 300 neue Umkleidekabinen, mehr als 9000 Quadratmeter neue Marmorböden und das Luxusrestaurant im sechsten Stock, mit Blick auf das Empire State Building: Macy's misst sich an den Galeries Lafayette in Paris und an Harrods in London, denn die Kundschaft tut das auch. Rund 30 Prozent des Umsatzes kommt von jenen gut sechs Millionen Touristen, die jährlich vom Broadway in diese hedonistischen Hallen abbiegen. Und die internationale Kundschaft, für die ein New-York-Ausflug ohne Einkauf nur der halbe Spaß wäre, wird immer wichtiger für die letzten verbleibenden Kaufhäuser in New York.

Seit mehr als einem Jahr stagnieren die Realeinkommen der Amerikaner. Immer mehr Markenhersteller beliefern ihre Kunden direkt übers Internet statt über den teureren Umweg des Kaufhauses. Und wer nicht per Mausklick einkauft, sondern mit eigenen Händen in Kleiderbergen wühlen will, tut das billiger in den großen Outlet-Centers an den Peripherien der großen Städte. Um drei Prozent stieg zwar der Quartalsgewinn des Konzerns, zu dem auch die Marke Bloomingdale's gehört. Der Umsatz aber sank. Die Konzernführung kürzt und optimiert und spart an allen Ecken: vor allem an den Menschen. 2500 Mitarbeiter kündigt Macy's heuer. 2009, in der Rezession, verloren 9000 ihre Arbeitsplätze.


Russen, Chinesen, Araber. Bei Saks, 16 Blocks weiter nördlich im Schatten des Rockefeller Centers, weiß man schon seit Längerem, wer für klingende Kassen sorgt. Reiche Kunden aus Russland, China und dem Nahen Osten trugen den Hauptteil dazu bei, dass der Umsatz im Vorjahr um 4,4 Prozent auf 3,15 Milliarden Dollar gestiegen ist. Natürlich wird dieses Geschäft nicht allein im prunkvollen Kaufhaus an der Fifth Avenue erzielt; Saks ist an Dutzenden Standorten vertreten. Übrigens auch in der saudischen Hauptstadt Riad, in der kasachischen Stadt Almaty und in Dubai. Nur für den Fall, dass die werten Kunden sich den Weg nach New York ersparen wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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