Vordernberg: 81 Insassen im ersten halben Jahr

Das Anhaltezentrum Vordernberg bei der Eröffnung im Jänner
Das Anhaltezentrum Vordernberg bei der Eröffnung im Jänner(c) Stanislkav Jenis / Die Presse
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Das Anhaltezentrum Vordernberg wurde genau vor einem halben Jahr eröffnet. Ausgelegt ist es für bis zu 220 Bewohner, derzeit warten dort 27 Personen auf ihre Abschiebung.

Seit einem halben Jahr ist das Anhaltezentrum Vordernberg offiziell eröffnet und hat seither 81 Insassen beherbergt. Derzeit bereiten sich in der Einrichtung 27 Personen auf ihre Abschiebung vor, ausgelegt ist das Gebäude für bis zu 220 Bewohner. Das erste halbe Jahr verlief laut Polizei "zufriedenstellend". Der Bericht der Volksanwaltschaft ist indessen fast fertig.

Laut Polizei hat sich seit der Eröffnung am 15. Jänner der Personalstand bei den Exekutivbeamten um eine Stelle verringert. Derzeit versehen 30 Uniformierte ihren Dienst, für den Vollbetrieb mit mehr als 200 Schubhäftlingen wäre der Betrieb mit 55 Polizisten vorgesehen. Sie sollen von 68 privaten Sicherheitsleuten unterstützt werden, ein Novum im österreichischen Justizbereich.

Mit den Abläufen zeigt sich die Landespolizeidirektion Steiermark zufrieden: Das polizeiliche Personal musste Insassen etwa zu Fachärzten oder zu Behörden bringen sowie zum Beispiel ins Polizeianhaltezentrum Wien überstellen. Zu den Aufgaben gehören außerdem sogenannte Schubfahrten an die Grenzen zu Italien, Deutschland, Tschechien und Ungarn. Insgesamt wurden keine besonderen Vorkommnisse verzeichnet.

Dass das Schubhaftzentrum in ein Erstaufnahmezentrum - wie jenes in Traiskirchen - umgewandelt werden könnte, stehe nicht zur Diskussion: "Es handelt sich dabei um zwei grundlegend verschiedene Angelegenheiten. Ein Erstaufnahmezentrum betreut Hilfesuchende, wogegen ein Anhaltezentrum Personen verwahrt, die bereits einen rechtskräftigen Abschiebebescheid erhalten haben", stellt Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion klar.

Volksanwalt prüft Auslagerung an Private

Der Prüfbericht der Volksanwaltschaft, die die Auslagerung einzelner Aufgaben an einen privaten Betreiber unter die Lupe nimmt, ist beinahe fertig und soll in den kommenden Wochen vorliegen.

Nach der offiziellen Eröffnung gab es bei der Erstbelegung eine Verzögerung von mehr als einem Monat. Verspätet gelieferte medizinische Laboreinrichtungen sowie eine zu spät angesuchte Genehmigung nach dem Arbeitnehmerschutzgesetz waren die Ursache dafür. Bei letzterer handelte es sich um die Bewilligung, die für die Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma G4S benötigt worden war. Zudem war der Übersiedelungsdruck nicht allzu groß: Im Frühjahr wurden rund 50 Schubhäftlingen in ganz Österreich gezählt. Es wurde aber auch mehrfach betont, dass das Anhaltezentrum Vordernberg nicht aus Kapazitätsgründen errichtet wurde, sondern um einen einheitlichen und menschenrechtskonformen Betreuungsstandard herzustellen.

(APA)

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