Bundesliga: Jeder Kür folgt ihre Pflicht

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Die WM ist kaum Geschichte, da startet im Hochsommer bereits die Bundesliga. Späte Anpfiffzeiten noch als Ärgernis, nur Salzburg träumt.

Wien. Die Fußball-WM in Brasilien ist Geschichte. Die Erinnerungen an gute Spiele, echte Stars, volle Stadien und Deutschlands Titel sind kaum verdaut, da fesselt den Österreicher schon wieder die Fußballbundesliga. Am Freitag startet der Betrieb in der Ersten Liga, ab Samstag rollt der Ball im Oberhaus. Ob sich die Verantwortlichen mit dem frühen Auftakt und zugleich späten Anpfiffzeiten einen Gefallen getan haben, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wollte man den „WM-Schwung“ mitnehmen...

Auch in der Schweiz rollt ab diesem Wochenende der Fußball – im Land des WM-Achtelfinalisten jedoch zu kinderfreundlichen Zeiten wie 13.45, 16 oder 17.45 Uhr. In Österreich werden die Spiele vorerst um 16.30 oder um 19 Uhr angepfiffen. Erst ab der 8. Runde im September sollen Partien um 16 bzw. 18.30 Uhr starten. Dafür wird bis 14. Dezember durchgehalten, Temperaturen während des Spiels und die Dunkelheit nach Abpfiff werden verschwiegen.

Der Zuschauerschwund

Nach Salzburgs Meisterfeier schrillten die Alarmglocken bei Bundesligavorstand Christian Ebenbauer und Ligapräsident Hans Rinner – die Zuschauerzahlen waren extrem rückläufig. Durchschnittlich sind nur 6165 Zuschauer in die Stadien gepilgert, in der Spielzeit 2012/13 sind es noch 6821 gewesen. Der Rekordwert datiert von 2007/08 mit 9284. Die Bundesliga registrierte 1,11 Millionen Besucher, in der Spielzeit davor 1,228 Millionen. Es ist ein nicht zu übersehendes Minus von knapp zehn Prozent.

Dieser Trend war keineswegs nur kleinen Klubs wie Grödig und ist in Hinkunft auch nicht Aufsteigern wie Altach geschuldet, sondern dem Fehlen profunder Öffentlichkeitsarbeit und Marketings, passender Beginnzeiten und landesweit gutem Fußball. Ebenbauer formulierte es in einer Aussendung so: „Es gilt, den Komfort in Stadien zu erhöhen, damit der Matchbesuch ein Erlebnis für die ganze Familie ist.“ Goethes Faust könnte österreichischer Fußballfan gewesen sein. Es geht um Botschaften und den fehlenden Glauben daran.

Ziel: Champions League

Ob es das Los so wollte oder doch ein höchst gewiefter Marketingexperte, bereits die erste Runde bietet – mitten im Hochsommer und der Urlaubszeit – einen Schlager. Double-Gewinner Salzburg empfängt am Samstag Rapid (16.30 Uhr), für Neo-Trainer Adi Hütter ist es Feuertaufe und Generalprobe für die nahende Champions-League-Qualifikation zugleich.

Die Bullen gelten erneut als Titelanwärter, der von Kritikern prognostizierte Zerfall der Mannschaft ist ausgeblieben. Mit dem Belgier Massimo Bruno (Anderlecht) und Marcel Sabitzer (von Rapid an Leipzig verkauft und konzernintern ausgeliehen) haben sich die „Bullen“ in der Offensive sogar verstärkt. An Hütters Zielen rütteln aber weder Zu- noch Abgänge. Der von Grödig nach Wals-Siezenheim übersiedelte Trainer, 44, sagt: „Natürlich gehe ich davon aus, dass wir den Titel verteidigen. Und die Champions League ist das sehr, sehr große Ziel.“ Er wähnt seine Mannschaft für diesen Schritt nun bereit, die Qualität dazu sei schließlich vorhanden.

Es wäre der erstmalige Einzug in die Königsklasse in der RB-Ära, zugleich die zweite Teilnahme in Serie nach Austrias Auftritt im Vorjahr. Es würde Österreichs Fußball schmücken, Salzburg und wohl auch ansatzweise die Liga bewerben. Die Auslosung erfolgt am Freitag, Spieltermine sind der 29./30. Juli bzw. 5./6. August. Das Play-off steigt am 19./20. und 26./27. August. Salzburg ist gesetzt – ein Großkaliber (wie Fenerbahce im Vorjahr) könnte dem Klub damit erspart bleiben. Rapid ist in der Europa League gesetzt, steigt aber erst im Play-off ein.

Bruno, der teuerste Transfer?

Hütter, dessen Klub mit dem 10:1 über Regionalligist Sollenau in der ersten Cup-Runde plangemäß gestartet ist, will, wenig überraschend, das Spiel mit Kampl, Mane und Torschützenkönig Soriano forcieren. Auch von Bruno, 20, erwartet man sich viel in Salzburg. Der Belgier soll der teuerste je in Österreich verpflichtete Spieler sein, mit einer kolportierten Ablöse zwischen sieben und neun Millionen Euro. Für Hütter und Salzburg spielen diese Zahlen keine Rolle. Er sagt: „Wir brauchen viele Spieler, weil wir auf drei Hochzeiten tanzen.“

EUROPA LEAGUE

Grödig spielt heute erstmals im Europacup, in Belgrad trifft der Klub aus der 7000 Einwohnergemeinde in der zweiten Runde der Europa-League-Qualifikation auf Cukaricki (21.05 Uhr, live ORF1).

St. Pölten versucht sein Glück ebenfalls in der zweiten Qualifikationsrunde, diese Premiere findet in Burgas, Bulgarien, statt. Gegner ab 19 Uhr ist Plowdiw.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2014)

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