Revolte gegen Frank Stronach

(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Der Abgeordnete Georg Vetter hat ausgesprochen, was viele denken: Wenn das Team Stronach eine Zukunft haben will, muss es sich vom Parteigründer emanzipieren.

Wien. Ein neuer Chef? Ein besserer Name? Ein überarbeitetes Programm? Im Team Stronach brütet man gerade über der Frage, wie sich die Partei aus ihrer politischen Bedeutungslosigkeit retten kann. Seit Wochen und Monaten sinken die Umfragewerte in den Keller – wenn sie dort nicht schon längst sind. Gleichzeitig schaffen es politische Forderungen der Partei kaum an die Öffentlichkeit.

Wie kann das drohende Aus der Bewegung verhindert werden? Da ist die Bewegung gespalten. Bei einer Klausur vergangene Woche in Baden sollen Alternativen besprochen worden sein. Einer, der seine Meinung offen ausspricht, ist Georg Vetter. Der Vize-Klubchef richtete Parteigründer Frank Stronach via „Salzburger Nachrichten“ aus, er solle als Obmann zurücktreten – und sich völlig aus dem politischen Geschäft zurückziehen. „Es ist seine Partei, sein Kind, wenn er ihm eine Zukunft geben will, muss er es auslassen“, sagte Vetter. Stronach stehe der Demokratisierung der Partei im Weg. Denn als Obmann kann der austrokanadische Milliardär immer noch wichtige Entscheidungen im Alleingang fällen – oder verhindern.

Aber Vetter geht es auch ums Geld: Die Partei schuldet ihrem Gründer etliche Millionen Euro. Nur nach und nach will Stronach die Darlehen in Spenden umwandeln. Und auch nur dann, wenn die „Werte“ der Partei („Wahrheit, Transparenz und Fairness“) eingehalten werden. So muss die Partei befürchten, dass der Austrokanadier sein Geld zurückfordert – und nichts für Projekte übrig bleibt.

Vetter ist mit seiner Forderung zwar nicht allein. Doch seine Parteikollegen halten sich mit öffentlicher Kritik zurück. Hinter vorgehaltener Hand gibt es diese dafür auch an Stronach-Stellvertreterin Kathrin Nachbaur: „Das Team Stronach ist eine inhomogene Gruppe, es ist das BZÖ hoch dreißig“, sagt ein Parteikenner, der nicht genannt werden will. Jeder hätte eine eigene Vision, was die Partei verkörpern solle. Und Nachbaur hätte nicht die Macht, diese Visionen zu einen – oder zumindest unter Kontrolle zu halten.

Stronach-Faktor?

In nächster Zeit wollen Stronachs Kritiker daher ein neues, einheitliches Parteiprogramm ausarbeiten. Man will auch ohne den Gründer zur Marke werden, um so bei Wahlen eine Chance zu haben.

Derzeit hat die Partei nur einen einzigen Lichtblick: Die Landtagswahl 2015 in Stronachs Heimat, der Steiermark. Hier zählt der Stronach-Faktor noch. Passende Kandidaten werden aber noch gesucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Frank Stronach
Politik

"Kind auslassen": Vetter fordert Rückzug von Frank Stronach

Mit sporadischen Wortmeldungen aus Kanada könne man auf Dauer nicht arbeiten, kritisiert der Vize-Klubobmann des Team Stronach.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.