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Lima 56

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Lima 56Die Presse
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Peru in Wien, 1040. Warum das Lima 56 keine Meerschweinchen braucht

Nein, tut mir leid, Meerschweinchen gibt es keine. Das ist die Antwort auf die Frage, die man gestellt bekommt, wenn man erzählt, dass man peruanisch essen war. Wenn man Kollegin B., einer Peru-Reisenden, glauben darf, hält sich der Verlust aber in Grenzen – geschmacklich („nach Hühnchen wie alles Exotische“) und optisch („serviert wird das ganze Tier – mit Zähnen!“). Tatsächlich braucht das neue Lima 56 auch keine gastronomischen Mutproben als Attraktion: Küche aus Peru interessiert auch ohne Nager am Spieß (oder Alpaka). Immerhin gilt sie als spannendste Südamerikas.

In der Hauptstadt Lima feiert man seit geraumer Zeit Köche wie Gastón Acurio Jaramillo als Stars, gar als Neuentdecker der nationalen Identität. So etwas weckt Erwartungen. Auch in Wien, 1040. Zu hohe vielleicht, denn es ist nicht ganz fair, dass der Hype den guten ersten Eindruck trübt. So schmecken die diversen Knollengewächse (z. B. frittierter Maniok), für die Peru berühmt ist, zwar dank feiner Saucen tadellos, aber für Offenbarungen muss man bis zum Hauptgang warten: peruanisches Sushi. Der Victoriabarsch kann den Aufenthalt im Tiefkühlschrank zwar nicht verleugnen, aber Ceviche ist das perfekte Hitzegericht. Roher Fisch, mit Limettensaft und Gewürzen mariniert, dazu roher Zwiebel und geröstete Maiskörner, die das Beste von Popcorn und Maiskolben vereinen. Was Erfrischenderes hat man den ganzen Sommer nicht gegessen. Im Gegensatz dazu wirkt Anticucho, das fein geschnittene, am Spieß gegrillte Rinderherz, fast brav. Sehr gut ist es aber trotzdem, vor allem der dichte Rauchgeschmack. Überhaupt ist vieles gut gelungen hier in Wien-Peru. Es gibt einen großen Gastgarten, das umsichtige Personal wurde offenbar last minute aufgestockt, um dem Andrang der neugierigen Gäste Herr zu werden (warten muss man trotzdem), und insgesamt ist das Lima 56 für eine vorgebliche Hipster-Küche ein nett unkomplizierter Neuzugang. Der Lust auf mehr vom „anderen“ Amerika macht. Vielleicht ergibt sich da ja etwas rund um das künftige Hauptbahnhof-Grätzel. Ein Mexikaner wäre schon da. Noch ein Lokal, dann haben wir einen Trend. In Wien geht das sehr schnell.


Lima 56, Favoritenstr. 56, 1040 Wien, ✆01/5035888, tägl. 11–23 Uhr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2014)


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