„Der Kartenverkauf gibt zu den schönsten Hoffnungen Anlass“

Interview. Helga Rabl-Stadler, Festspielpräsidentin und Geschäftsführerin, erzählt, was sie heuer besonders begeistert. An 45 Spieltagen besucht sie 60 Vorstellungen. Sie gibt Tipps, was sie Besuchern mit einem Budget von 1000 Euro empfehlen kann und fordert Begünstigungen für Sponsoren.

Die Presse: Was ist für Sie das Besondere an diesen heurigen Festspielen?

Helga Rabl-Stadler: „Charlotte Salomon“. Es ist die zeitgenössischste Oper, die wir je hatten. Marc Dalbavie, der Komponist, macht es wie Mozart zu seiner Zeit. Er komponiert während der Proben ständig weiter. Das geht nur, weil er auch der Dirigent ist, weil er mit Luc Bondy einen Altmeister der Regiekunst an seiner Seite hat und weil er auf die wunderbarsten Interpreten zählen kann.

Sie haben 1000 Euro für Karten zur Verfügung. Was wählen Sie?

Dann mache ich mir sieben Tage Festspiele: Ich beginne als William-Christie-Fan am 25.Juli mit den französischen Motetten in der Kollegienkirche (115 Euro). „The Forbidden Zone“ ist ein Must für alle, die einmal etwas von der unvergleichlichen Regisseurin Katie Mitchell gesehen haben (60Euro). Der Liederabend von Anna Prohaska am 30. Juli fügt sich in unser Jahresthema hundert Jahre 1. Weltkrieg (68 Euro). Für den „Rosenkavalier“ gibt es leider nur noch teure Karten, aber den muss ich einfach sehen, daher investiere ich 330 Euro. „Charlotte Salomon“ – Uraufführungen haben immer eine besondere Stimmung: 147Euro. Um 1000 Euro kann ich mir sogar noch eine teure Opernkarte leisten und schaue mir „Fierrabras“ an, da man Schubert-Opern so selten spielt und Peter Stein für mich zu den ganz großen Regisseuren zählt (235 Euro). Weil Walter Kappacher ein Lieblingsdichter von mir ist und dieses Jahr letztmalig das YDP auf dem Programm der Festspiele steht, gehe ich in die Uraufführung von „Der Abschied“ (42 Euro). Gesamtpreis für sieben spannende Festspielaufführungen: 997 Euro.

Was ist ein Muss künstlerisch, was lassen Sie aus bzw. was müssen Sie aus Zeitmangel auslassen? Wie viele Events besuchen Sie während des Festivals?

Ich werde an 45 Spieltagen sicher ca. 60 Vorstellungen besuchen. Leider weiß ich schon heute, dass ich aus der Fülle unseres diesmal besonders interessanten Konzertprogramms nicht alles hören kann. Natürlich möchte ich als große Verehrerin des Werks von Richard Strauss möglichst alles hören, was wir uns zu seinem 150. Geburtstag einfallen haben lassen: die Liederabende von Diana Damrau und Thomas Hampson genauso wie das Philharmonia Orchestra unter dem ebenfalls jubilierenden Christoph von Dohnanyi – er feiert seinen 85. Geburtstag.

Wie läuft der Kartenverkauf?

Der Kartenverkauf gibt ökonomisch zu den schönsten Hoffnungen Anlass. Die großen Opern sind praktisch ausverkauft, aber es zahlt sich aus für alle drei Sparten, Oper, Konzert und Theater im Internet nach Karten Ausschau zu halten.

Wie schaut es mit den Finanzen aus?

Wenn der Kartenverkauf so weiterläuft und wir die Kosten im Griff behalten, gut.

Wie steht's mit den Sponsoren? Intendant Alexander Pereira meinte, er könne nicht mehr so viel Geld auftreiben, weil die Sponsoren wissen, dass er weg geht.

Erfreulicherweise bleiben uns unsere Hauptsponsoren treu. Wir werden diesen Sommer die Verträge mit Nestlé und Audi verlängern, mit Rolex haben wir schon im Frühjahr bis 2019 verlängert und alles deutet darauf hin, dass auch der Siemens-Konzern, dessen Vertrag übernächstes Jahr verlängert werden muss, die schöne Partnerschaft mit uns weiter pflegen will. Dass Montblanc nach 13 Jahren die Zusammenarbeit nicht mehr fortsetzt, weil die neue Unternehmensführung andere strategische Ziele hat, müssen wir akzeptieren und sind dankbar für so viele innovative Produktionen beim Young Directors Project (YDP). Insgesamt aber bräuchten wir dringend gesetzliche Incentives für Sponsoren und Mäzene. Es wäre ganz wichtig, dass Spenden für Kunst und Kultur genauso absetzbar werden wie jene für soziale Belange. Zumindest steht dieser Vorsatz im Regierungsprogramm. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2014)

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