Innovationen: Neue Wege am Bau

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Fassaden in Leichtbauweise, vakuumpaneele als Dämmungen: Veränderte Anforderungen führen zu neuen Ansätzen auf den Baustellen.

Umweltfreundliche Häuser stehen derzeit hoch im Kurs, genauso das bedarfsgerechte, etwa barrierefreie Bauen. Mit den neuen Ansprüchen sind neue Ideen für die Umsetzung gefragt, Innovationen bei der Errichtung lassen meist nicht lange auf sich warten. Bei einer kürzlich fertig gestellten Wohnanlage des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW) in der Wiener Attemsgasse versuchte man bei einem Bauteil Neues. Urbanes Wohnen und Arbeiten an einem Ort war das Ziel, umgesetzt wurde dies zum ersten Mal in Österreich mit einer Leichtbaufassade. Peter Raab von Baumschlager-Eberle, einer der Architekten des Projekts, über die Vorteile: „Die Fassade ist komplett flexibel gestaltbar. Die Fenster können genau dort platziert werden, wo man es als optimal erachtet.“

Die Entsorgung im Blick

Abgesehen von der schlanken Wirkung auf den Betrachter bekommt der Bauherr auch mehr Wohnraum für sein Geld. Dies wird durch die Trennung von Isolation und Konstruktion möglich. Raab sieht deshalb gute Entwicklungschancen für derartige Leichtbauprojekte im Geschoßwohnbau: „Hohe Energiestandards lassen sich so gezielter umsetzen als bei massiven Konstruktionen. Und außerdem ist das Ganze durch den getrennten Einbau später einmal besser entsorgbar.“

Die Frage der Nachnutzung, der Entsorgung, beschäftigt auch andere heimische Experten. Seit zehn Jahren wird in Österreich etwa gezielt mit Strohhäusern gearbeitet. Dabei beschäftigt man sich mit dem sogenannten „End-of-Life-Ansatz“. „Oftmals ist die Entsorgung von Gebäuden teurer als ihre Errichtung. Darum macht es Sinn, die Nutzungsdauer abzuschätzen und den Rückbau zu berücksichtigen“, erklärt Robert Wimmer von der „Gruppe Angepasste Technologie“. Der Verein beobachtet die Entwicklungen seit Beginn der Arbeiten und verweist auf die erfolgreiche Umsetzung des Pilotprojektes S-House – S steht für Stroh –, eines Veranstaltungs- und Informationszentrums in Böheimkirchen. Gefördert wird die Entwicklung dieser ressourcenschonenden Bauweise auch als Teil der Initiative „Haus der Zukunft“.

Stroh im verdichteten Flachbau?

Ob wir wohl in Zukunft vermehrt mit Stroh bauen werden? Wimmer bejaht: „Für Wohnbauträger, die mit dem Ökologiefaktor punkten wollen, ist das absolut ein Thema.“ Konkret wird schon an der Umsetzung beim verdichteten Flachbau gearbeitet.

Wer dabei auch Kosten sparen will, muss sich allerdings, wie bei den Innovationen in den meisten Fällen üblich, gedulden. Beim Stroh ist etwa die Sicherstellung der kompakten, luftdichten Produktion noch recht aufwendig und macht ein Gebäude daher annähernd so teuer wie einen herkömmlichen Bau. Sie garantiert übrigens auch die Feuerfestigkeit des Ganzen.

Luftleere Isolation

Der Nischeneinsatz ist daher häufig – vor allem in den Anfangsphasen – das Schlagwort für neue Technologien am Bau. Nur dort, wo sich wirklich Vorteile erzielen lassen, ist es sinnvoll, andere Wege zu gehen. Dies gilt auch bei einer österreichischen Innovation im Bereich der Dämmung. Vakuumpaneele – verschlossene Bauteile, die in Alufolie gepackt sind – isolieren dank des luftleeren Hohlraums achtmal so gut wie beispielsweise der weit verbreitete Dämmstoff Styropor.

Allerdings werden die Paneele nur dort eingesetzt, wo dies auch ökonomisch vertretbar ist. Der Architekt und Baumeister Anton Ferle beschäftigt sich mit der Etablierung des Systems und erklärt: „Für großflächige Dämmungen ist das System zwar auch bestens geeignet, praktikabel ist die Technologie aber eher im Spezialeinsatz.“ Er nennt etwa Fensterlaibungen, Dachterrassen und alle Bereiche, in denen es gilt, Platz zu sparen, als Beispiel. Besonders bei Sanierungen, bei denen häufig Hindernisse auftauchen, sieht Ferle Einsatzmöglichkeiten für die schlanke Isolierung. Trotz der Vorteile von Neuerungen ist die Einführung nicht immer leicht. Bis die Technologien Breitenwirkung haben, braucht es seine Zeit. Was die Leichtbaufassade betrifft, sollte nach dem Pilotprojekt aber der Weg in die Zukunft gebahnt sein. „Wir wollen noch heuer eine gesamteuropäische Zulassung erreichen“, erklärt Thomas Grudl von der Firma Knauf und ist sicher, dass das Interesse von Bauherren und Planer dadurch verstärkt auf das neue System gelenkt wird.

www.hausderzukunft.at, www.oesw.at, www.knauf.at("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2008)

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