Ein hochrangiger Kommandant gab zu, dass die Separatisten über Buk-Luaftabwehrraketen verfügten. Mit einer solchen Waffe wurde vermutlich Flug MH17 vom Himmel geholt. Später ruderte er wieder halb zurück.
Spektakuläres Geständnis eines hochrangigen Rebellen-Kommandanten: Alexander Chodakowski, Befehlshaber des sogenannten "Wostok"-Bataillons, hat erstmals eingeräumt, dass die pro-russischen Separatisten über Buk-Luftabwehrraketen verfügten. Dies hatten sie nach dem Absturz von Flug MH17 über dem Osten der Ukraine am vergangenen Donnerstag abgestritten (wiewohl sie sich zuvor zunächst damit gebrüstet hatten). Mit einer solchen Waffe wurde aller Wahrscheinlichkeit nach Flug MH17 der Malaysia Airlines abgeschossen, 298 Menschen starben.
Chodakowsky bestätigte im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters auch gleich einen zweiten Verdacht, der vom Westen und von der Regierung in Kiew bereits mehrfach geäußert wurde: Es könne sein, dass das Waffensystem nach Russland zurückgebracht worden sei, um zu verschleiern, dass die prorussischen Rebellen über es verfügt hätten.
Gegenüber dem Sender "Russia Today" ruderte Chodakowsky später wieder zurück: "Ich habe keine Kenntnis davon, dass die Aufständischen eine solche Waffe besitzen", sagte Chodakowski am Donnerstag. Er bestätigte zwar, dass er mit einem Journalisten eines westlichen Mediums verschiedene Möglichkeiten für den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 durchgesprochen habe. Bei dem auf Video aufgezeichneten Gespräch habe es allerdings einen "roten Faden" gegeben mit der Aussage, dass er den "Buk"-Einsatz nicht bezeugen könne, betonte Chodakowski.
"Buk-System kam von Luhansk"
Chodakowski ist ein früherer Chef der Anti-Terror-Einheit „Alpha“ des Sicherheitsdienstes in Donezk. Zwischen ihm und anderen Rebellenkommandeuren wie dem aus Moskau stammenden Igor Strelkow, der sich zum Kommandeur aller Rebelleneinheiten in der Provinz Donezk erklärt hat, ist es in der Vergangenheit zu Reibereien gekommen.
„Ich weiß, dass ein BUK-System von Luhansk gekommen ist“, sagte er gegenüber Reuters. Man habe ihn darüber informiert, dass dieses Raketenabwehrsystem unter die Flagge der Volksrepublik Luhansk gestellt werde. Dies ist die größte Rebellengruppe, die in der Region um die Stadt Luhansk in der Provinz Donezk operiert. In der Region in der Ostukraine war Flug MH17 abgestürzt.
Rebellen werfen Kiew Mitverantwortung vor
Vor dem Absturz hatten Rebellen damit geprahlt, sie verfügten über BUK-Raketensysteme. Doch seither hat die Volksrepublik Donezk, die wichtigste Separatistenorganisation in der Ostukraine, den Besitz solcher Abwehrwaffen bestritten. „Ich weiß von diesem BUK-System“, sagte der Rebellenkommandeur. „Ich habe davon gehört. Ich denke, sie haben es zurückgeschickt. Denn ich habe genau in dem Moment davon erfahren, als diese Tragödie geschehen ist. Sie haben es vermutlich zurückgeschickt, um den Beweis seiner Existenz zu beseitigen.“
Der ukrainischen Führung in Kiew wies Chodakowski eine Verantwortung an dem Flugzeugabsturz zu. Sie habe zeitig gewusst, dass die Separatisten über eine solche Raketentechnologie verfügten, sagte er. Die Regierung in Kiew habe „nicht nur nichts getan, um die Sicherheit zu gewährleisten, sondern sie hat den Einsatz eines solchen Waffentyps gegen ein Flugzeug mit Zivilisten an Bord provoziert". Denn sie habe einen Luftangriff just in dem Moment gestartet, als das zivile Flugzeug das Gebiet überflogen habe.
„Sie wussten, dass dieses BUK-System existiert hat, dass es auf dem Weg nach Sneschnoje war“, sagte Chodakowski unter Verweis auf ein zehn Kilometer westlich der Absturzstelle gelegenes Dorf. „Sie wussten, dass es dort stationiert werden würde, und sie provozierten den Einsatz dieses BUK-Systems, indem sie einen Luftangriff auf ein Ziel begonnen haben, den sie nicht brauchten."
(APA/Reuters)