Bayreuther Festspiele: Auftakt unterbrochen

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Heuer stehen erneut die umstrittenen Inszenierungen von Frank Castorf und Sebastian Baumgarten auf dem Programm. Für 2016 und 2017 sind bereits Regisseure gefunden.

Eine Panne auf der Bühne hat den Auftakt der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth unterbrochen. Alle Zuschauer wurden am Freitag aus Sicherheitsgründen nach etwa 20 Minuten aus dem Saal geschickt, wie dpa-Reporter aus Bayreuth berichteten. Bei der Aufführung der Oper "Tannhäuser" habe es zweimal geknallt und Stöcke seien aus einem beweglichen Käfig des Bühnenbildes gebrochen.

Regisseur Sebastian Baumgarten hatte die Oper in eine Biogas-Anlage verlegt. Mit dieser heftig kritisierten Inszenierung, die 2011 Premiere hatte, eröffnen am Freitag in Bayreuth die Richard-Wagner-Festspiele. Neuninszenierung gibt es heuer keine. Im vergangenen Jahr war Frank Castorf für seine "Götterdämmerung"-Inszenierung, dem vierten Teil von Wagners "Ring", eine Viertelstunde lang ausgebuht, Dirigent Kirill Petrenko dagegen frenetisch gefeiert worden. Wie das Publikum im zweiten Jahr auf Castorfs Inszenierung reagieren wird ist eine der spannendsten Fragen in Bayreuth.

Kurz vor dem Start der Festspiele holte Castorf im "Spiegel"-Interview zum Rundumschlag gegen die Festspielleitung aus. Der Regisseur sprach von einem Klima der Angst und beklagte, er sei wie ein Idiot behandelt worden.

Neben dem "Ring" und dem "Tannhäuser" stehen "Der fliegende Holländer" und "Lohengrin" auf dem Spielplan. Außerdem wird der "Tannhäuser" am 12. August erstmals live aus dem Festspielhaus in zahlreiche Kinos übertragen. In Österreich sind das Wiener Lugner Kino und die Vorarlberger Kinothek Lustenau mit von der Partie.

Barrie Kosky inszeniert 2017

Festspielchefin Katharina Wagner, vor Kurzem bis 2020 verlängert, schmiedet Pläne für die Zukunft. Schon länger bekannt ist, dass der provokanten Künstler Jonathan Meese 2016 in Bayreuth die Oper "Parsifal" inszenieren soll. Auch für 2017 ist bereits ein Regisseur gefunden.

Der Intendant der Komischen Oper in Berlin, Barrie Kosky, wird 2017 eine Neuproduktion inszenieren, und zwar die "Die Meistersinger von Nürnberg", wie Wagner der Zeitung "Nordbayerischer Kurier" (Freitag) verriet. Der Australier Kosky ist seit 2012 an der Komischen Oper und versucht, dem Haus ein eigenes Profil ohne große Werke etwa von Wagner, Verdi oder Puccini zu geben. Nach Koskys erster Spielzeit wählte die Zeitschrift "Opernwelt" die Komische Oper im vergangenen Jahr zum "Opernhaus des Jahres".

"Aushängeschild unserer Kulturnation"

Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters lobte die Festspiele vor der Eröffnung. Sie seien "beinahe so etwas wie ein Aushängeschild unserer Kulturnation" und "ein herausragendes Kulturereignis mit ungebrochener Anziehungskraft für Wagnerianer aus aller Welt", so Grütters. "Ein Opernabend hier auf dem 'Grünen Hügel' verspricht immer auch eine besonders sinnliche und künstlerisch einzigartige Erfahrung."

2,23 Millionen Euro lässt sich der Bund das Opernspektakel heuer kosten. Außerdem beteiligt sich der Bund mit 10 Millionen an der Sanierung des Festspielhauses und mit 3,5 Millionen an der Neugestaltung des Richard-Wagner-Museums.

Merkel kommt zur "Götterdämmerung"

Zu den 58.000 Zuschauern der bis zum 28. August aufgeführten 30 Opern gehört auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie entschied sich heuer allerdings, erst nach der Eröffnung nach Bayreuth zu kommen - "aus terminlichen Gründen", wie ein Festspielsprecher sagte. Der umstrittene "Tannhäuser", der Teile der Handlung in eine Biogasanlage verlegt und in diesem Jahr zum letzten Mal auf dem Bayreuther Spielplan steht, entgeht der Kanzlerin damit.

Dafür wollte Merkel nach Festspielangaben den "Ring des Nibelungen" in der nicht minder umstrittenen Inszenierung von Frank Castorf zu Ende anschauen. Das habe sie im vergangenen Jahr nicht geschafft.

(APA/dpa)

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