Kurden sagen Christen Militärschutz vor IS-Terror zu

In Erbil demonstrierten hunderte Menschen gegen die Vertreibung von Christen durch die Terrorgruppe
In Erbil demonstrierten hunderte Menschen gegen die Vertreibung von Christen durch die Terrorgruppe "Islamischer Staat".(c) APA/EPA/MOHAMMED JALIL
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"Wir sterben zusammen, oder wir leben weiterhin in Würde zusammen", sagt der Präsident der kurdischen Autonomiegebiete. In Syrien griff IS wieder an.

Der Präsident der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak hat den bedrängten Christen im Irak Militärschutz zugesagt. "Wir sterben zusammen, oder wir leben weiterhin in Würde zusammen", habe Massoud Barzani dem chaldäischen Patriarchen Louis Raphael I. Sako und Bischöfen aus dem Nordirak versichert, berichtete ein syrisch-katholischer Priester dem vatikanischen Pressedienst Fides laut Kathpress.

Die autonome Region sei bereit, die vor der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) aus Mosul geflohenen Christen aufzunehmen und deren Leben und ihre Heimat vor Terroristen zu beschützen, versicherte Barzani den Kirchenvertretern laut dem Bericht. Die Christen sollten nicht ins Ausland fliehen.

In den vergangenen Tagen hatten kurdische Peshmerga-Kämpfer laut Fides einen Angriff auf den Ort Tilkif in der sogenannten Ninive-Ebene zurückgeschlagen, einem traditionellen Siedlungsgebiet der Christen im Irak. Die Ebene grenzt an die autonome Region im Norden des Landes und wird von den Kurden beansprucht.

Iraker demonstrieren gegen Verfolgung

In einem Hilfsappell an die irakische Regierung hatten der chaldäische Patriarch und die nordirakischen Bischöfe die Kurden am Dienstag ausdrücklich für die Aufnahme und Unterstützung geflohener Christen gelobt.

Am gestrigen Dienstag demonstrierten hunderte Iraker verschiedener Glaubensrichtungen in der Hauptstadt der autonomen kurdischen Autonomiegebiete gegen die Verfolgung von Christen durch IS. Muslime, Christen und Mitglieder politischer Parteien versammelten sich in Erbil vor der Vertretung der Vereinten Nationen (UN). Ein Vertreter der Muslime sagte an die Christen gerichtet: "Wir sind da, um Euch zu unterstützen." Die Demonstranten übergaben einen Brief an die UN-Mitarbeiter, in dem sie Schutzmaßnahmen für die gefährdete christliche Minderheit forderten.

70 Tote bei Gefechten in Syrien

Im Nachbarland Syrien starben bei heftigen Gefechten zwischen der Armee von Machtinhaber Basher al-Assad und der Terrorgruppe IS sind laut Aktivisten mehr als 70 Menschen getötet worden. IS-Rebellen griffen am Donnerstag in den Nordprovinzen Al-Rakka und Aleppo sowie in Al-Hassake im Nordosten des Landes an, berichtete die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London am Freitag. Die meisten Toten waren demnach IS-Kämpfer.

Es war die erste größere Konfrontation zwischen der syrischen Armee und den Jihadisten, die mittlerweile weite Teile im Irak und mehrere Provinzen in Syrien kontrollieren und ihren Einfluss ausweiten wollen. Die radikalsunnitischen Kämpfer der IS hatten für die von ihnen kontrollierten Gebiete Ende Juni ein "Kalifat" - einen islamischen Gottesstaat - ausgerufen.

Bürgerkrieg mit mehreren Fronten

Der Beobachtungsstelle zufolge starben allein in Hassake bei Gefechten mindestens 21 Jihadisten, in der von der IS dominierten Provinz Rakka wurden 19 Soldaten und zehn IS-Kämpfer getötet. Dem Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, zufolge will die Terrorgruppe die Provinz "von der Armee säubern". Die Organisation stützt sich auf ein Netzwerk von Ärzten und Aktivisten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nicht nachzuprüfen.

Mit der jihadistischen IS ist der Konflikt in Syrien deutlich komplexer geworden. Die Gruppe bekämpft sowohl die syrische Führung als auch die gegen Präsident Bashar al-Assad kämpfenden bewaffneten Aufständischen und die jihadistische Al-Nusra-Front. Der syrische Bürgerkrieg hatte im März 2011 mit regierungskritischen Protesten begonnen.

(APA/AFP)

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