Air-Algérie-Absturz: Frankreich glaubt nicht an Terroranschlag

The crash site of Air Algerie flight AH5017 is seen near the northern Mali town of Gossi
The crash site of Air Algerie flight AH5017 is seen near the northern Mali town of Gossi(c) REUTERS
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Vermutlich sind schlechte Wetterbedingungen der Grund, warum der Jet mit 118 Personen im Norden Malis zerschellt ist.

Wien/Bamako. Der Ort des Absturzes von Flug AH 5017 mit 118 Menschen an Bord in der Nacht auf Donnerstag hatte zu allerhand Spekulationen geführt: Denn auch wenn sich die Koordinaten im Lauf von 24 Stunden deutlich nach Süden verschoben haben – zunächst war von einem Crash zwischen Kidal und Tessalit ganz im Norden die Rede gewesen, tatsächlich zerschellte das Flugzeug aber rund 100 Kilometer von der Stadt Gao entfernt –, der Verdacht ist geblieben, es könnte sich um einen Anschlag gehandelt haben. Der Norden Malis war 2012 für einige Monate in den Händen militanter Islamisten der Gruppe Ansar Dine, die sozusagen Huckepack auf einer Tuareg-Rebellion das Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Und es ist bekannt, dass die Rebellen Luftabwehrraketen aus den Arsenalen des 2011 gestürzten libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi ergattern konnten.

Doch am Freitag hat es seitens Frankreichs, das bei der Bergungsaktion aus mehreren Gründen eine zentrale Rolle spielt, Entwarnung gegeben: Man gehe nicht von einem Anschlag aus, ein Abschuss könne praktisch ausgeschlossen werden. „Französische Soldaten haben mit ersten Untersuchungen an der Absturzstelle begonnen. Leider gibt es keine Überlebenden“, sagte Präsident François Hollande. Die von der spanischen Swiftair gecharterte Maschine der Air Algérie sei erst am Boden durch den Aufprall zerstört worden (sie wurde also nicht abgeschossen), die Trümmerteile lägen auf einem relativ kleinen Gebiet verteilt.

Letzte Klarheit über die Unglücksursache gab es am Freitag noch nicht. Diese erhofft man sich von einer Auswertung der Flugschreiber, von denen zumindest einer bereits am Freitag von den französischen Soldaten geborgen werden konnte.

Region ist nicht befriedet

Der Absturz dürfte durch das schlechte Wetter herbeigeführt worden sein. Schon am Donnerstag wurde bekannt, dass die Piloten des Flugs, der auf dem Weg von Ouagadougou (Burkina Faso) in die algerische Hauptstadt Algier war, wegen der Wetterbedingungen um Erlaubnis zu einer Abweichung von der Standardroute gebeten hatten. Die 18 Jahre alte Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-83 hätte um 5.10 Uhr in Algier ankommen sollen, doch dort wartete man vergeblich. Gao ist neben Timbuktu und Kidal eine der drei wichtigsten Städte im Norden Malis. Sie spielte dementsprechend sowohl beim Eroberungsfeldzug der Tuareg und der mit ihnen verbündeten Islamisten, als auch später bei der Rückeroberung von Nordmali durch eine Interventionstruppe der französischen Armee eine große Rolle.

Auch wenn der befürchtete umfassende Guerillakrieg nach dem raschen Durchmarsch der Franzosen zu Jahresbeginn 2013 ausgeblieben ist, ist die Region bis heute nicht gänzlich befriedet. Immer wieder kommt es zu Scharmützeln, und auch politisch bleibt die Lage instabil.

Der angekündigte Friedensprozess, mit dem vor allem auch den stets unzufriedenen Tuareg die Gründe für weitere Aufstände genommen werden sollten, kommt nicht vom Fleck, und um das Verhältnis zwischen dem neuen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita zur internationalen Präsenz im Land steht es nicht zum Besten. Auch wenn Mali zuletzt etwas aus den Schlagzeilen gekommen war, kann nicht behauptet werden, dass die langjährigen Konflikte im Land gelöst wären. Im Gegenteil. (hd/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

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