Die Kämpfe verhindern Ermittlungen und Bergungsarbeiten an der Absturzstelle. Die Ukraine berichtet von einem Druckabfall in der Kabine des Jets als Absturzursache.
Die ukrainische Armee ist bei ihrer Offensive im Osten des Landes am Montag bis in das Absturzgebiet des malaysischen Passagierflugzeugs vorgedrungen. "Die Ukrainer haben Teile des Absturzortes unter ihre Kontrolle gebracht", sagte der Vize-Regierungschef der selbstproklamierten "Volksrepublik Donezk", Wladimir Antjufejew.
Der Pressedienst der ukrainischen Armee für den Militäreinsatz erklärte, die Truppen seien in die Städte Schachtarsk und Tores eingedrungen. Auch um die Ortschaften Perwomaysk und Snischne gebe es Kämpfe mit prorussischen Separatisten mit dem Ziel der "vollkommenen Befreiung".
Mehrere Tote bei Gefechten
Bei den schweren Gefechten sind erneut mehrere Zivilisten ums Leben gekommen. Mindestens fünf Männer seien beim Artilleriebeschuss von Luhansk getötet worden, teilte die Verwaltung der Großstadt am Montag mit. Nahe dem geschlossenen internationalen Flughafen in Luhansk attackierten demnach prorussische Separatisten Regierungseinheiten mit Grad-Raketenwerfern.
Im benachbarten Donezk starben den Behörden zufolge mindestens drei Zivilisten bei Kämpfen zwischen der Armee und Aufständischen. In Schachtjorsk nahe dem MH17-Wrack südöstlich von Donezk sei der Strom ausgefallen. Die ukrainische Luftwaffe habe mehrere Angriffe geflogen, hieß es. Nach schweren Kämpfen sei die strategisch wichtige Anhöhe Saur-Mogila unweit der russischen Grenze von der Armee erobert worden, teilte die Präsidialverwaltung in Kiew mit.
MH17-Arbeit durch Kämpfe erschwert
Die heftigen Kämpfe in der Ostukraine verhinderten erneut Ermittlungen und Bergungsarbeiten an der Absturzstelle von Flug MH17. Nach Explosionen und Kämpfen sei die Kolonne mit Experten aus den Niederlanden und Australien nach Donezk zurückgekehrt, teilte das niederländische Justizministerium am Montag in Den Haag mit.
Am Morgen hatte das Team aus Gerichtsmedizinern und Militärpolizisten erneut versucht, das Gebiet zu erreichen. Sie sollen noch sterbliche Überreste der Opfer des Absturzes der Passagiermaschine vom 17. Juli bergen. Bei dem mutmaßlichen Abschuss wurden 298 Menschen getötet. Das Expertenteam wurde von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) begleitet, Aufständische stellten eine Eskorte. Die Polizisten sind unbewaffnet.
Der Absturz Maschine soll nach ukrainischen Angaben durch einen "Druckabfall in Verbindung mit einer starken Explosion" verursacht worden sein. Dies habe die Untersuchung eines Expertengremiums ergeben, teilte der ukrainische Rat für Sicherheit und Verteidigung am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Deutsche Kritik an beiden Kriegsparteien
Die deutsche Bundesregierung hat die ukrainische Führung aufgefordert, die Bergung der Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine nicht durch neue Angriffe auf die Separatisten zu torpedieren. "Anhaltende Kämpfe sind nicht hilfreich, gefährden die Sicherheit der Experten vor Ort und erschweren ihre Arbeit", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Montag in Berlin. "Hier ist auch die Regierung in Kiew gefragt, sich beim Vorgehen gegen die Separatisten zurückzuhalten."
Zugleich kritisierte Wirtz, dass es keine Anzeichen gebe, dass die Separatisten die Bergung der Leichen der mutmaßlich abgeschossenen Maschine der Malaysia Airlines unterstützten. "Auch der Kreml scheint weiter wenig Interesse an der Aufklärung zu haben." Zudem gebe es erneut Berichte, dass russische Waffen über die Grenze an die prorussischen Separatisten in der Ukraine geliefert würden.
Die deurtsche Bundesregierung halte daher neue EU-Sanktionsbeschlüsse für nötig, sagte Wirtz. Angestrebt werde ein substanzielles Paket an Maßnahmen in vier Wirtschaftssektoren gegen Russland. Nur so könne die EU ein starkes, klares Signal an die Regierung in Moskau senden. "Die Bundesregierung ist entschlossen, die Beratung in Brüssel bis morgen abzuschließen", sagte Wirtz mit Blick auf die Beratungen der EU-Botschafter. Falls erforderlich, sei die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bereit, zu einem EU-Sondergipfel nach Brüssel zu reisen.
(APA/dpa/Reuters)