Integration: Klima in Österreich verbessert sich

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Zuwanderer fühlen sich zunehmend in Österreich zu Hause. Auch immer mehr Österreicher sehen die Integration als (eher) gelungen an.

Wien. Das Integrationsklima in Österreich entwickelt sich zum Positiven. Das hat zumindest das Integrationsmonitoring ergeben – eine Befragung über das subjektive Befinden von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, die seit 2010 in Österreich anlässlich des Integrationsberichtes durchgeführt wird.

Dabei zeigte sich eine Verbesserung der Stimmung auf beiden „Seiten“: Rund 90 Prozent der Migranten gaben an, sich in Österreich völlig oder eher heimisch zu fühlen. Nur jeder Zehnte meinte, sich eher wenig oder überhaupt nicht zu Hause zu fühlen. Das hängt allerdings von vielen Faktoren ab: Vor allem Frauen sowie sehr junge und ältere Befragte finden, dass Österreich ihr Zuhause ist.

Einen Unterschied gibt es allerdings bei Migranten erster und zweiter Generation: 59 Prozent jener Menschen, die in Österreich geboren sind, fühlen sich hier heimisch. Liegt der Geburtsort im Ausland, liegt dieser Wert bei 54 Prozent. Dabei ist auch die Herkunftsregion wichtig: 61 Prozent der Befragten aus dem ehemaligen Jugoslawien haben eine höhere Verbundenheit zu Österreich als jene, die in der Türkei geboren sind (44 Prozent).

Allgemein hielt der Expertenrat für Integration im Bericht fest: Wer eine höhere Bildung genossen hat bzw. über ein höheres Einkommen verfügt, kann sich eher mit Österreich identifizieren.

Ein (leicht) positiver Trend

Auch Österreicher ohne Migrationshintergrund wurden zu ihrer Einschätzung über die aktuelle Stimmung im Land befragt. Hier halten sich Optimisten und Pessimisten (noch) die Waage: Rund die Hälfte der Befragten empfindet die Integration als eher gelungen, die andere Hälfte nicht. Allerdings lässt sich ein leicht positiver Trend beobachten. „Vor vier Jahren gaben noch rund 69 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund an, dass die Integration von Migranten eher schlecht bzw. sehr schlecht funktioniert“, meinte Heinz Faßmann vom Expertenrat für Integration am Montag.

Dieser Wert habe sich merklich verbessert. Das Geschlecht und die Schulbildung üben laut Umfrage hier allerdings keinen signifikanten Einfluss auf die Beurteilung der Situation. Hausfrauen, sonstige Arbeiter und Pensionisten sind aber allgemein eher skeptisch. Facharbeiter, Selbstständige und Schüler dagegen sehr viel optimistischer.

Armutsrisiko bei Migranten sinkt

Abseits der subjektiven Wahrnehmung sind im Integrationsbericht allerdings auch andere Daten und Fakten zum Thema Migration zu lesen. So hat sich etwa der Anteil der ausländischen Schüler in maturaführenden Schulen von 6,8Prozent im Schuljahr 2010/11 auf nunmehr 7,7Prozent im Schuljahr 2012/13 erhöht.

Zwölf Prozent der nicht deutschsprachigen Schüler, die 2011/12 die achte Schulstufe an einer Hauptschule besucht hatten, setzten ihre Ausbildung in diesem Schuljahr – zumindest in Österreich – nicht weiter fort und erlangten daher keinen Pflichtschulabschluss. Dieser Anteil reduzierte sich von 2008 bis 2012 um fast drei Prozentpunkte, heißt es im Integrationsbericht.

Außerdem: Sieben Prozent der 15- bis 24-Jährigen waren im vergangenen Jahr weder erwerbstätig noch in Aus- oder Weiterbildung. Jugendliche ohne Migrationshintergrund waren zu fünf Prozent betroffen, Jugendliche mit Migrationshintergrund hingegen zu 15 Prozent. Verglichen mit dem Jahr 2011 erwies sich das Armutsrisiko bei Österreichern im Jahr 2012 als konstant, während es unter der ausländischen Bevölkerung seither sogar von knapp 34 Prozent auf 31 Prozent zurückging. (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2014)

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