Die große Hausbesetzerzeit ist in Wien lange vorbei. Am ehesten erinnert man sich an die Kämpfe um die Arena und das Ernst-Kirchweger-Haus.
Wien. Erst im Oktober vorigen Jahres gab es wieder einmal Aufregung um das Ernst-Kirchweger-Haus in der Wielandgasse in Wien Favoriten. Eine rechtsradikale Gruppe war in das Gebäude eingedrungen und hatte einen Mann verprügelt, der sich im Stiegenhaus aufgehalten hatte. Ein türkischer Verein hielt gerade eine Veranstaltung ab, ebenso gab es ein Treffen kommunistischer Gewerkschafter. Der Überfall demonstrierte, dass das Haus, Heimstätte linker Politik ebenso wie Bühne von Hardcore-Bands, immer noch als Angriffsziel herhalten muss. 1990 war es von Autonomen und einer Gruppe Kurden besetzt worden, damals gehörte es der KPÖ.
Erst im Zuge dieser Hausbesetzung erhielt es seinen Namen. Kirchweger gilt als erstes politisches Todesopfer der zweiten Republik. Der damals 67-jährige ehemalige KZ-Häftling und Kommunist wurde am 31.März 1965 bei einer Demonstration von einem einschlägig vorbestraften Rechtsradikalen ins Gesicht geschlagen, stürzte und verletzte sich dabei so schwer, dass er zwei Tage später starb. Die Besetzung an sich erfolgte keineswegs im Einklang mit den damals in dem Gebäude beschäftigten KP-Funktionären – diese waren sogar ausgesperrt worden. „So gehen Linke miteinander nicht um“, hieß es damals in der „Volksstimme“.
2004 wurde das Gebäude von der KPÖ verkauft. Nach mehreren Besitzerwechseln beschloss die Stadt Wien im Sommer 2007, die Immobilie selbst zu kaufen und mit den Besetzern bzw. deren Nachfolgern gemeinsam zu verwalten.
Schlachthof darf nicht sterben
Viel früher, schon 1976, wurde die Arena in Wien Landstraße besetzt. Man wollte den geplanten Abriss verhindern. Das auf den Gründen des ehemaligen Schlachthofes St.Marx in Wien Landstraße liegende Gebäude wurde seit 1972 von den Wiener Festwochen als Veranstaltungszentrum – speziell für ein Alternativprogramm – genutzt. Die Besetzung ergab sich mehr oder minder spontan: Das Publikum der letzten angesetzten Veranstaltung blieb kurzerhand vor Ort, und noch in derselben Nacht schlossen sich Künstler und Demonstranten an, die kurz zuvor gegen eine Schleifung des Naschmarktes protestiert hatten. Das war im Juni. Im Oktober 1976 wurde dann zwar jener Teil des Schlachthofes, der ursprünglich die Arena beherbergte, tatsächlich abgebrochen. Doch wurde ein Jahr später die Arena in einem anderen Objekt auf dem Gelände, nämlich im „Inlandsschlachthof“, weitergeführt.
Eine Wiener Subkultur, unterstützt von Künstlern wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Leonard Cohen etc. hatte sich entwickelt. Die Arena lief sodann selbstverwaltet weiter. Heute ist sie bzw. ihr Programm fixer Bestandteil der Wiener Szene.

(Red.)