Im Jänner wurden in Wien-Ottakring zwei tote Männer in einem BMW gefunden, in dem eine Handgranate explodiert war. Nun gibt es in dem Fall eine Anklageschrift.
Im Jänner wurden in Wien-Ottakring der Transportunternehmer Zlatko N. (45) und der zeitweise von ihm als Fahrer beschäftigte Horst Waldemar W. (57) auf aufsehenerregende Weise getötet. Nun liegt zum so genannten "Handgranatenmord" die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien vor. Darin werden neue Details enthüllt.
In der Odoakergasse starben die beiden Männer in einem BMW, in dem eine Handgranate detonierte. Der Deutsche Horst Waldemar W. erlag kurze Zeit nach der Explosion seinen Verletzungen. Zlatko N., ein bosnischstämmiger SPÖ-Politiker aus Oberösterreich, war zuvor im Wagen durch drei Schüsse getötet worden. Wenig später gab es drei Festnahmen.
Auf 26 Seiten wirft Staatsanwalt Leopold Bien nun dem Hauptangeklagten Kristijan H. (35) vor, das Verbrechen minutiös geplant zu haben. Er soll sich laut Anklage bereits im November 2013 entschlossen haben, die beiden Männer zu beseitigen, mit denen er einträgliche Geschäfte mit nach Österreich importiertem Diesel gemacht hatte, der ohne Abfuhr der Mineralölsteuer im Sommer 2013 direkt an Tankstellen verkauft wurde.
Unstimmigkeiten über Gewinnaufteilung
Motiv waren nicht ausschließlich Unstimmigkeiten über die Gewinnaufteilung, bei der sich Zlatko N. und Horst Waldemar W. übers Ohr gehauen fühlten. Das hat die beiden laut Anklageschrift veranlasst, Drohungen gegen Kristijan H. auszustoßen.
Auf den Namen des 57-jährigen W. war die zum Treibstoff-Import gegründete Firma zum Schein angemeldet, über die insgesamt 1,53 Millionen Liter Diesel eingeführt wurden. Der gebürtige Deutsche machte entgegen einer ursprünglich getroffenen Abmachung keinerlei Anstalten, das Land zu verlassen und unterzutauchen. Kristijan H. soll aufgrund dessen befürchtet haben, dass die illegalen Tricksereien - allein die hinterzogene Mineralölsteuer machte rund 613.000 Euro aus - auffliegen und der als "Strohmann" eingesetzte Horst Waldemar W. bei einer Befragung durch die Strafverfolgungsbehörden seine Hintermänner preisgeben könnten.
Deswegen mussten - so der Tenor der Anklage - der 57-Jährige sowie Zlatko N. sterben, dem Kristijan H. zum Vorwurf machte, seinen Fahrer nicht mehr unter Kontrolle zu haben. "Erste Überlegungen, sich auf W. zu beschränken, verwarf er aus Sorge über die möglichen Reaktionen von N. In seinem Kalkül schätzte er die Wahrscheinlichkeit, für die Begehung der Morde zur Verantwortung gezogen zu werden, geringer ein als die Entdeckungswahrscheinlichkeit für die Finanzvergehen", schreibt Staatsanwalt Bien in seiner Anklageschrift, die am Mittwoch zugestellt wurde.
(APA/Red.)