Spanien: Auf dem Weg der Besserung

Die Konjunktur zieht langsam wieder an, doch Budgetdefizite und Arbeitslosigkeit bleiben ein Problem.

Madrid. Der Zwischenstand macht zuversichtlich: In der ersten Jahreshälfte 2014 verzeichnete Spanien mit 28 Millionen Urlaubern einen neuen Rekord – ein deutliches Plus gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, der dem Land den dritten Platz hinter Frankreich und den USA im globalen Ranking der Reisedestinationen sichert. Besonders bei Briten, Deutschen und Franzosen war Spanien beliebt, und nach der Buchungslage bei den großen Reiseveranstaltern zu urteilen, kann Spanien auch in der Sommersaison mit einem kräftigen Plus rechnen – Balsam auf die ökonomischen Wunden des Euro-Krisenstaats.

Stichwort Krise: Geht es nach der Vorstellung der Regierung in Madrid, ist diese nun überwunden und die Zeit für den wirtschaftlichen Wiederaufbau gekommen – Spanien musste 2012 um Hilfsgelder für seine maroden Banken ansuchen, insgesamt 40 Milliarden Euro wurden benötigt. Unter die Kuratel der Troika kam das Land allerdings nicht, und das Hilfsprogramm wurde zu Jahresbeginn planmäßig beendet.

Was allerdings nicht bedeutet, dass das Land keine wirtschaftlichen Probleme mehr hat. Die Arbeitslosigkeit sinkt zwar, bleibt aber heuer mit prognostizierten 25,5 Prozent erschreckend hoch. Erst kommendes Jahr soll das BIP-Wachstum kräftig genug anziehen, um eine spürbare Senkung der Arbeitslosenquote zu erreichen. Laut IWF soll die Quote erst 2019 unter die 20-Prozent-Marke fallen.

Löcher im Budget

Erfreulich ist auch, dass Spanien eine positive Leistungsbilanz aufweist, das Land ist international wieder wettbewerbsfähig und nimmt folglich mehr ein, als es ausgibt – was allerdings wenig an dem nach wie vor überbordenden Budgetdefizit ändert. Grund dafür ist das Auslaufen diverser Sondersteuern mit Jahresende sowie die Tatsache, dass der Europäische Gerichtshof eine von den Regionen eingetriebene Abgabe für rechtswidrig erklärt hat. Somit bleibt also nicht nur das nominelle Defizit über der Toleranzschwelle, sondern auch der strukturelle Fehlbetrag. (ag./red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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