Häuser und Hedgefonds statt Aktien?

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Alternative Investments. Anlagevehikel, die weder Aktie noch Anleihe sind, bringen Streuung ins Depot. Der Markt ist aber weniger transparent, und nicht immer sind sie leicht zu verstehen.

Wien. Was haben Wälder, Immobilien, Hedgefonds, Gold und Beteiligungen an nicht börsenotierten Unternehmen gemeinsam? Mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Es handelt sich um „alternative Anlageformen“. Das ist nicht nur der Überbegriff für alle Investments, die nicht unter Aktien, Anleihen und Cash fallen. Diese Anlageformen haben auch gemeinsame Vor- und Nachteile gegenüber Aktien und Anleihen.

Wenig Korrelation mit Aktien

Ein Merkmal, das Mehdi Mostowfi und Peter Maier in ihrem Buch „Alternative Investments. Analyse und Due Diligence“ (Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2013) feststellen, ist die Tatsache, dass sie wenig mit Aktien und Anleihen korrelieren. Die Wertentwicklung von Hedgefonds oder Gold erfolgt nach eigenen Gesetzen. Das bedeutet für Anleger: Wer solche Vehikel auchim Portfolio hat, riskiert geringere Verluste für den Fall, dass die Aktien- und Anleihemärkte– etwa im Fall einer Zinserhöhung– nachgeben. Wie stark dieser Effekt eintritt, hängt jedoch vom Grund des Börsenabsturzes ab: Eine starke Rezession trifft nicht nur börsenotierte Firmen, auch Private-Equity-Anleger müssen sich dann wohl auf erhöhte Ausfallraten einstellen. Zinserhöhungen drücken nicht nur Aktien und Anleihenkurse kurzfristig nach unten, sondern machen auch Gold weniger attraktiv. In Zeiten erhöhter Krisenängste steigt der Goldpreis jedoch, während die Aktienkurse fallen. Hedgefonds, die etwa auf steigende und fallende Trends aufspringen, profitieren von eindeutigen Trends in beide Richtungen, in Zeiten unklarer Trends verlieren sie eher. Generell gilt jedoch: Je mehr Anlagevehikel man im Depot hat, desto stabiler hat man sein Vermögen angelegt.

Doch weichen die Renditen von alternativen Investments stärker von der Normalverteilung ab als bei traditionellen Anlagen. Das bedeutet, dass hohe Gewinne und hohe Verluste wahrscheinlicher sind als bei Aktien oder Anleihen.

Auch ist die Liquidität oft begrenzt; das bedeutet, dass man nicht jederzeit ein- und aussteigen kann, ohne (erhebliche) Preisabschläge zu riskieren. Das gilt vor allem für Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen, weniger für Gold. Hinzu kommt, dass die Preisbildung nicht immer transparent ist, da derlei Produkte ja nicht an der Börse und auch nicht regelmäßig gehandelt werden.

Zugang für Private schwierig

Für private Anleger ist der Zugang zu vielen alternativen Investments nur eingeschränkt möglich. So können sie nur in bestimmte Arten von Hedgefonds investieren. Wer nicht über sehr viel Geld und Know-how verfügt, wird im Normalfall auch nicht direkt in Unternehmensbeteiligungen, Wald- oder Ackerland investieren, sondern über einschlägige Fonds– oder Aktien (deren Kursentwicklung dann mehr von der Börsenstimmung abhängt als vom Agrargeschäft). Vorsicht ist auch da geboten, in der Vergangenheit gab es immer wieder unseriöse Angebote.

Sich an einzelnen nicht börsenotierten Unternehmen direkt zu beteiligen, ist ebenfalls riskant. Und viele, die sich in den vergangenen Jahren über geschlossene Fonds an Unternehmen beteiligt haben, die in Schiffe oder einzelne Bürohäuser investiert haben, haben sich die Finger verbrannt. Über Dachfonds könnte man das Risiko streuen– doch hat der Gesetzgeber den Zugang Privater zu Private-Equity-Dachfonds eingeschränkt (siehe Artikel unten).

Möglich ist unter anderem die Veranlagung in offenen Immobilienfonds. Das sind Fonds, die das Geld der Anleger in mehrere Immobilien stecken und vor allem mit Vermietung Geld verdienen. Sie halten immer eine Barreserve für ausstiegswillige Anleger parat. Wollen aber zu viele Anleger aussteigen, können nicht alle bedient werden. Der Fonds müsste Immobilien (oft zu billig) verkaufen. Um das zu verhindern, wurden– in Deutschland, aber teilweise auch in Österreich– im Zuge der Finanzkrise Immobilienfonds geschlossen; Anleger mussten lange auf ihr Geld warten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2014)


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