Gaza: Israel setzt Offensive doch fort

Der Rückzug der Bodentruppen bedeute kein Ende der Offensive, erklärte Israels Premier Benjamin Netanyahu.
Der Rückzug der Bodentruppen bedeute kein Ende der Offensive, erklärte Israels Premier Benjamin Netanyahu.(c) APA/EPA/GIDEON MARKOWICZ
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Die einseitig erklärte Feuerpause dauerte sieben Stunden. Die Kritik und Empörung wegen des Beschusses einer UN-Schule reißt nicht ab.

Die Feuerpause hat nur sieben Stunden gedauert: Am Montag hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu die Wiederaufnahme der Offensive angekündigt. Der Militäreinsatz in Gaza werde „erst enden, wenn für einen dauerhaften Zeitraum Ruhe und Sicherheit für Israels Bürger hergestellt sind.“ Das Hauptziel Israels sei es, die Tunnel, die die radikale Hamas zum Waffentransport nutzen soll, zu zerstören. Vor Beendigung der Waffenpause hatte Israel eine einseitige Feuerpause ausgerufen.

Palästinensischen Angaben zufolge wurde aber nur kurze Zeit nach Inkrafttreten der Waffenruhe ein Flüchtlingslager im Westen von Gaza beschossen; dabei sei ein Mädchen getötet worden.

Unterdessen sorgt der Beschuss einer UN-Schule im Gazastreifen durch die israelische Armee, wobei mindestens zehn Menschen getötet wurden, weiterhin für internationale Empörung. Sowohl UN-Generalsekretär Ban Ki-moon als auch der britische Premier David Cameron haben den Angriff scharf verurteilt. In dieselbe Kerbe schlug Frankreichs Außenminister Laurent Fabius. Das Recht Israels auf Sicherheit „rechtfertigt nicht, dass man Kinder tötet und Zivilisten massakriert“, erklärte er am Montag in Paris: „Wieviele Tote braucht es noch, bis das aufhört, was man wohl das Blutbad von Gaza nennen muss?“

Gazastreifen unter UN-Verwaltung?

Israels Außenminister Avigdor Lieberman hat sich überraschend für eine Übergabe der Verwaltung im Gazastreifen an die UNO ausgesprochen. „Jeder fragt, was soll passieren, wenn die Offensive endet?“, sagte Lieberman nach Angaben der Zeitung Haaretz. „Es gibt einige Optionen. Eine internationale Kontrolle von Gaza, durch die UNO, sollte sicherlich in Erwägung gezogen werden.“

Lieberman erwähnte in diesem Zusammenhang das historische britische Mandat über Palästina und die früheren UN-Verwaltungen in Ost-Timor und im Kosovo. „Wir haben gesehen, dass es dort recht gut läuft,“ so Lieberman. Für eine solche Regelung sei nur die Zustimmung Israels und der gemäßigten Palästinenserbehörde von Präsident Mahmoud Abbas notwendig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2014)

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