Die vergangene Woche mit großem Polizeiaufgebot vertriebenen Hausbesetzer verteidigten sich gegen Vorwürfe der Gewaltanwendung gegen Beamte: „Wir haben uns widerstandslos abführen lassen.“
Wien. „Durchschnittliche Mieten sind für uns nicht leistbar“, und die Besetzung des Hauses in der Mühlfeldgasse in Wien-Leopoldstadt sei nur ein „lautes Statement“ gegen die Praktiken des Hauseigentümers gewesen.
Genau eine Woche nach der Räumung des Hauses Pizzeria Anarchia hat eine Gruppe Punks, die das Haus mehrere Monate lang besetzt gehalten hatte, ihre Sicht der Dinge dargestellt – im Rahmen einer Pressekonferenz im Café Else in der Nähe des von mehreren hundert Polizisten geräumten Gebäudes. Zwei Männer und zwei Frauen stellten sich – teilweise vermummt – den Fragen der Journalisten.
Vermieterin: Punks „Kinder“
„Für uns ist es nicht illegitim, in einem leeren Haus zu wohnen, das nicht benutzt wird“, erläuterte einer der Männer. „Wir sind ein Verein zur Nutzung leer stehender Räume“, ergänzte ein zweiter Punk.
Das „Projekt Pizza“ habe bis zur Räumung gut funktioniert, wurde berichtet. Es habe Pizza gegen freie Spende gegeben, außerdem wurden Podiumsdiskussionen und Lesungen veranstaltet, auch eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Die letzte verbliebene Mieterin sei den Punks gegenüber immer positiv eingestellt gewesen: Sie habe die Hausbesetzer mit den Worten verteidigt: „Weil das alles meine Kinder sind.“
Die Punks berichteten auch von Schikanen gegen die zahlenden Bewohner im Haus. Es habe beispielsweise nächtliche Anrufe gegeben, und die Gaszufuhr sei unangekündigt abgedreht worden. Der Besitzer „hat uns zwar geholt, mit seinem Verhalten gegenüber den Mietern aber dann einen Grund gegeben, länger zu bleiben“, so ein „Aktivist“.
„Übten keinen Widerstand“
Zur Räumung am vergangenen Montag betonten die Punks, es habe in dem Haus „keine Fallen“ gegeben, „nur Barrikaden, die schwierig abzubauen waren“.
Außerdem hätten sie keine Gewalt ausgeübt, sich widerstandslos abführen lassen, so die Punks: „Wir haben das Beste aus der Situation gemacht“, erklärte eine der Frauen. Die 19 Besetzer waren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung vorübergehend festgenommen worden.
Für kommenden Sonntag ist von den Aktivisten eine „Demo“ gegen Miete und Delogierungen geplant. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2014)