Die israelische Armee soll fliehende Zivilisten im Gazastreifen beschossen haben. "Willkürliche Angriffe auf Zivilisten, die nicht an Kampfhandlungen teilnehmen, sind Kriegsverbrechen", erklärte HRW.
Die Menschenrechtsorganisation HumanRights Watch (HRW) hat Israel Verstöße gegen das Kriegsrecht und mögliche Kriegsverbrechen im Gazastreifen vorgeworfen. In einem am Montag veröffentlichten Bericht beschuldigt HRW die israelischen Streitkräfte unter Berufung auf palästinensische Augenzeugen, Zivilisten in dem Ort Chusaa im Süden des Gazastreifens beschossen und getötet zu haben.
"Willkürliche Angriffe auf Zivilisten, die nicht an Kampfhandlungen teilnehmen, sind Kriegsverbrechen", erklärte HRW. Der Bericht bezieht sich auf Vorfälle in Khusaa nahe der Stadt Khan Junis vom 23. bis zum 25. Juli. In Khusaa verbliebene Zivilisten seien beschossen worden und von der Versorgung mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medizin abgeschnitten gewesen, heißt es in der HRW-Mitteilung. Beim Versuch, vor den Kämpfen zu Fuß nach Khan Junis zu fliehen, seien Einwohner willkürlich verhaftet oder beschossen worden, berichteten die Aktivisten unter Berufung auf geflohene Anrainer von Khusaa.
Flugblätter und SMS warnten vor Angriffen
"Wenn Zivilisten zur Flucht aufgefordert worden sind, werden sie nicht zu legitimen Zielen, nur weil sie das Gebiet nicht verlassen", erklärte Sarah Leah Whitson, HRW-Direktorin im Nahen Osten. Damit bezog sich Whitson auf die Bemühungen der israelischen Streitkräfte, Zivilisten mit Flugblättern und automatisierten Handy-Nachrichten vor geplanten Angriffen zu warnen und zur Flucht aufzufordern.
Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes gegen die radikalislamische Hamas vor knapp vier Wochen wurden nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen inzwischen mehr als 1850 Menschen getötet, die meisten von ihnen waren Zivilisten. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet.
Zerstörung aller Tunnel im Gazastreifen
Die israelischen Streitkräfte haben unterdessen nach eigenen Angaben alle bisher bekannten Tunnel aus dem Gazastreifen zerstört, wollen aber dennoch ihren Militäreinsatz in dem Küstengebiet fortsetzen. "Wir werden nicht abziehen, wir werden im Gazastreifen bleiben", sagte Militärsprecher Moti Almos am Montagabend dem TV-Sender Channel 2. "Es gibt noch viele Aufgaben zu erledigen."
Am Montag hatte Israel einseitig eine siebenstündige Feuerpause ausgerufen. Nach Ablauf der Frist kündigte Regierungschef Benjamin Netanyahu an, der Militäreinsatz werde "erst enden, wenn für einen dauerhaften Zeitraum Ruhe und Sicherheit für Israels Bürger hergestellt sind". Trotz der Waffenruhe war am Morgen ein Kind beim Beschuss eines Flüchtlingslagers getötet worden.
(APA/AFP)