Songcontest: "Mache mir keine Sorgen"

Peter Hanke
Peter Hanke(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Warum sich Holding-Chef Hanke keine Sorgen macht, falls Wien den Songcontest nicht bekommt. Die Stadthallen-Sanierung kostet in den nächsten Jahren bis zu fünf Millionen Euro.

Die Presse: Freuen Sie sich schon auf den Songcontest?

Peter Hanke: Wenn wir den Zuschlag bekommen, werden wir uns sehr freuen – weil wir mit der Stadthalle ein Veranstaltungsunternehmen haben, das zu den größten in Europa gehört. Das würde nach 56 Jahren (so lange existiert die Stadthalle bereits, Anm.) einen absoluten Höhepunkt darstellen.

Falls Wien nicht den Zuschlag bekommt: Wäre das ein Imageschaden? Oder ist Wien nicht auf den Songcontest angewiesen?

Wien hat ein so reiches Kulturangebot, dass wir mit unserer Vielfalt weiter punkten können. Allein die Stadthalle hat jährlich 400 Veranstaltungen. Deshalb mache ich mir keine Sorgen.


Die Stadthalle ist 56 Jahre alt und muss saniert werden. Gibt es dafür einen Plan?

Die Sanierung läuft als Instandhaltung seit Jahren. Dieses Programm führen wir weiter – damit wir mit einer Halle, die vor 56 Jahren von Roland Rainer geplant wurde, weiter wettbewerbsfähig sind.

Veranstalter halten aber fest, dass die Stadthalle doch in die Jahre gekommen ist.

Es stimmt, wir sehen uns unsere Mitbewerber genau an. Und da gibt es Möglichkeiten, moderner und effizienter zu arbeiten, und Pläne, wie wir einiges verbessern können.

Was wird bei der Stadthalle verbessert?

Wir werden in den nächsten Jahren im siebenstelligen Bereich, etwa vier bis fünf Millionen Euro, investieren – in Form von laufenden Instandhaltungen in den Infrastrukturbereich.

Die Stadthalle braucht für den Songcontest eine vollständige, teure Klimatisierung. Ist das für eine einzige Veranstaltung sinnvoll?

Wenn die Stadthalle den Songcontest bekommt, müssen wir dieses Thema bestmöglich abwickeln. Dass eine permanente Klimatisierung zu einem späteren Zeitpunkt ein Thema sein wird, ist richtig. Dem werden wir uns zur rechten Zeit stellen.

Der ORF zieht nicht nach Neu Marx. Was passiert nun auf diesem riesigen Gelände, das extra für den ORF frei gehalten wurde?

Dazu hat unsere Immobilienabteilung viele Überlegungen. Das fängt beim Thema Wohnen an und hört beim Thema Biotechnologie auf. Es gibt viele Varianten, wir werden das in den nächsten Monaten im Detail evaluieren.

Die Holding existiert seit 40 Jahren. Vor dem Neustart 2002 hat die Holding Privatisierungen durchgeführt. Ist das heute wieder vorstellbar?

Das ist derzeit kein Thema. Aber wir überlegen laufend, wo unsere Kernbereiche liegen.

Würden noch Unternehmen oder Magistratsabteilungen der Stadt zum Kernbereich der Holding passen?

Wir sind 2002 mit rund 30 Unternehmen neu gestartet, derzeit sind es rund 75. Wir haben unseren Umsatz mehr als verdoppelt, investieren rund 150 Millionen Euro pro Jahr – die Wien Holding ist gut aufgestellt. Ich halte es momentan nicht für notwendig, auf weitere Aufgaben zu fokussieren.

In welche Richtung wird sich die Holding in den nächsten Jahren entwickeln?

Wir müssen immer stärker ein Ansprechpartner für die Wiener Wirtschaft sein. Wir müssen versuchen, Unternehmer wie z. B. KMU (kleine- und mittlere Unternehmen, Anm.) im Sinne einer Wirtschaftsplattform zu unterstützen. Wir haben branchenspezifisch ein sehr breites Know-how, das wir auch in Zukunft effizient einsetzen werden.

Sie reden wie der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer. Wollen Sie ihm im KMU-Bereich Konkurrenz machen?

Nein! Diese Stadt ist gut beraten, wenn sie auf vielen Pfeilern aufgestellt ist. Wir haben unser Segment mit unseren Kompetenzen. Aber wir wollen nicht überall dabei sein, nur damit der Schriftzug „Wien-Holding“ überall prangt.

Wie wird die wirtschaftliche Performance der Wien Holding im heurigen Jahr ausfallen?

Der Umsatz wird im Vergleich zum Vorjahr leicht steigen.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten steigert die Holding ihren Umsatz weiter?

Darauf sind wir stolz.

Woher kommt die Steigerung?

Im vergangenen Wirtschaftsjahr insbesondere aus dem Logistikbereich. Hier gab es einen Zuwachs, das ist der 20-prozentige Flughafenanteil der Stadt, der neu zu uns gekommen ist. Aber wir hatten auch ein sehr gutes Jahr im Hafen Freudenau.

Gibt es Unternehmen im Bereich der Wien-Holding, deren Entwicklung problematisch ist?

Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch auf schwierige Fälle wie das Stadthallenbad reagieren können. Wir haben hier einen klaren Weg beschritten und eine eigene Gesellschaft gegründet.

Die Stadthallenführung wurde also entmachtet.

Sie wurde nicht entmachtet. Wir haben einen klaren Fokus auf das Stadthallenbad gelegt, um es schnellstmöglich aufzusperren und alle Folgeprobleme zu lösen.

Zu den Folgeproblemen gehören auch Gerichtsprozesse. Wird es dort einen Vergleich geben?

Derzeit ist wichtig, dass alle Beweise auf den Tisch gelegt werden. Dann wird sich zeigen, inwieweit man die Möglichkeit eines Vergleichs findet. Das ist derzeit nicht absehbar.

FAKTEN

Peter Hanke leitet (gemeinsam mit Sigrid Oblak) die Wien-Holding. Einen mächtigen städtischen Konzern, der vor 40 Jahren gegründet und 2002 (nachdem die Wien-Holding einige Privatisierungen durchgeführt hatte) völlig neu aufgestellt wurde. In der Wien Holding sind rund 75 Unternehmen zusammengefasst. Darunter Wohnbauträger, der Hafen Wien, die Wiener Stadthalle, die Therme Wien, die Vereinigten Bühnen Wien etc.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2014)

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