Ukraine: Firmen verlassen Kiew

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Westliche Firmen kehren der Ukraine den Rücken, wollen aber in Russland investieren.

Wien/Luhansk. Der politische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sorgt bei internationalen Unternehmen weiterhin für Kopfzerbrechen. Der im April begonnene Exodus westlicher Firmen aus der Ukraine wird weiter fortgesetzt, so das Ergebnis einer Befragung der heimischen Kontrollbank (OeKB). 15 Prozent der befragten Manager von Firmen, die ihre Mittelosteuropa-Zentrale in Wien haben, planen in den kommenden zwölf Monaten einen Abbau der Ukraine-Niederlassungen. Lediglich fünf Prozent wollen erweitern.

Dabei hat sich die pessimistische Stimmung der Investoren gegenüber dem Land im Vergleich zum Frühjahr etwas entspannt. Doch die Einschätzungen der Konjunktur und der eigenen Geschäftsentwicklung im Land bleiben weiterhin negativ.

Coca-Cola spart in Russland

Vergleichsweise locker sehen die Manager die geschäftliche Zukunft des Konflikt-Partners Russland. Für kein anderes der 21 Länder in der Region, die die OeKB untersucht hat, war die Investitionsbereitschaft so hoch. Ganze 22 Prozent der Betriebe in Russland sollen erweitert, nur vier Prozent der Beteiligungen sollen verkleinert werden.

Anders sieht das bei US-Unternehmen aus. So hat etwa Coca-Cola am Mittwoch angekündigt, Konsequenzen aus dem Absatzschwund in Russland ziehen zu wollen. Bei vier TV-Sendern seien Werbespots zurückgezogen worden, teilte der US-Limonadenhersteller mit. Eine Sprecherin sagte, es gebe keine politischen Motive hinter der Entscheidung. Die Kontrollbank ortete hingegen deutlich bessere Geschäftserwartungen der Investoren für Russland als im April.

Insgesamt haben sich die Aussichten für Mittelosteuropa aber neuerlich eingetrübt. Der entsprechende Index für das zweite Halbjahr 2014 sank um 1,2 Punkte auf 84, nach einem Minus von zwei Punkten im April. Die aktuelle Geschäftssituation wird hingegen günstiger beurteilt – das Teilbarometer kletterte zur Jahresmitte um 2,6 auf 85,1 Punkte und erreichte damit erstmals wieder das Niveau von Anfang 2012. Das aktuell beste Geschäftsklima verzeichnen erneut Polen, Tschechien und die Slowakei. Der gesamte Geschäftsklimaindex MOE verbesserte sich leicht um 0,8 auf 84,5 Punkte. (red/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2014)

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